Thema Wasserkraft – Stiefkind der Erneuerbaren?

Kann die Politik bei der Erneuerung bestehender Anlagen unterstützen?

Da wir bereits seit 100 Jahren auf dem Markt sind, gibt es natürlich noch viele Anlagen, die an den neusten Stand der Technik angepasst werden können und dann auch mehr Strom produzieren könnten. Wir haben bislang keinen Inflationsausgleich bekommen. Es gibt zwar Förderung, aber oft bekommen wir die Förderung dafür, dass wir Fischtreppen bauen, aber dann wird weniger Strom produziert, weil ein Teil des Wassers an der Turbine vorbei läuft. In der letzten Zeit bekommt man zwar wieder etwas für die technische Verbesserung. Aber Turbinenbau ist teuer, die Löhne für die Techniker und Monteure steigen, und da muss die Förderung nachziehen.

Einerseits werden Gaskraftwerke vorfinanziert – hier muss man sich um den Gaseinkauf kümmern – andererseits existiert die Wasserkraft. Da habe ich eine verlässliche Energie, bei der ich heute weiß, was ich morgen liefern kann, und habe keine Probleme mit dem “Brennstoff”.

Nehmen Großkonzerne bei anderen regenerativen Energien zu viel Einfluss in den Interessenverbänden?

Die großen Konzerne, wie z. B. Enercon und Solarworld, betreiben hier massiv Politik, um ihre Produkte zu verkaufen. Da finde ich es ein bisschen schade, dass die Großen im Bereich Wasserkraft recht wenig machen. Ich habe den Eindruck, dass die anderen wesentlich besser organisiert sind, weil sie viel kürzer am Markt sind. Die Leute in unserem Bereich sind seit Ewigkeiten am Markt und haben nicht das starke Bedürfnis, aktivere Lobbyistenpolitik zu machen.

Da würde ich mich auch freuen, wenn die Turbinenbauer die Lobbyverbände besser unterstützten, denn es geht ja um ihre Produkte, die eben auch verkauft werden wollen. Und da bin ich der Meinung, dass von der Firmenseite her etwas mehr Unterstützung erfolgen könnte.

Ich komme aus Bayern – dort hat sich gerade die kleine Wasserkraft organisiert und bildet das Gros der Mitglieder in den Lobbyistenverbänden. Die Großen fehlen dabei ein bisschen. Lobbypolitik ist aber auch teuer. Man muss Vertretungen in Berlin finanzieren. Die Großen, Wind und Solar, haben da Bundesverbände mit 30 bis 50 Mitarbeitern, wir haben gerade mal einen Mann – in einer Bürogemeinschaft – da, weil wir uns einfach nicht mehr leisten können. Lobbysmus ist eine Geldsache.

Die Lösung wären professionelle Lobbyisten. Benötigt werden auch Kontakte zu den Ministerien. Man muss mit den Leuten reden und vor Ort sein. Es gibt in Berlin fast täglich einschlägige Veranstaltungen, aber ich kann dafür nicht jedes Mal anreisen. Wir bräuchten ein starkes Büro, wo wir immer präsent sind.

Wie können die Bürger besser einbezogen werden?

Mehr als 80 Prozent der Bürger in Bayern fanden in einer Umfrage Wasserkraft gut. Es ist dennoch viel mehr Aufklärung nötig – wenn die Leute es gut erklärt bekommen, stehen sie dieser Energieform auch positiv gegenüber. Die Wehre sind da, wir machen das für die Fische, warum soll man dann keine Wasserkraft erzeugen? Das muss man aber richtig rüberbringen. Daran arbeiten wir gerade, beispielsweise bekommen das Schulklassen zusammen mit Infomaterial, aber man muss es vor Ort sehen. Bei den Besichtigungen in den Wasserkraftwerken sehen die Schulklassen dann auch, dass dort keine toten Fische herumliegen.

Wasserkraft ist faszinierend, das muss man rüberbringen. Leider gibt es in Bayern aber „nur“ 4.200 Wasserkraftbetreiber, diese Energieform ist nicht so weit verbreitet wie Photovoltaik, wo heute schon bereits wesentlich mehr Leute mitreden, weil auch schon der kleine Bürger PV-Module auf dem Dach hat. Hat einer Photovoltaik auf dem Dach ist er auf der anderen Seite des Lagers – hat er sie nicht, kommt einer an und sagt, wegen Dir muss ich den teuren Strom zahlen. Es ist eigentlich unfair, dass man selten fragt, was kostet der Atomstrom wirklich? Wer kümmert sich hier um ein geeignetes Endlager? Wer versichert Atomkraftwerke? Wer baut sie zurück? So eine Energie kann ich doch nicht auf Dauer betreiben, wenn ich kein durchgängiges System habe und nicht weiß, wo ich die Abfälle lagern soll.

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