Gegen die Unvollständigkeit der betrieblichen Finanzbuchhaltung
Das Titelbild des Buches „Richtig rechnen!“ von Christian Hiß, Vorstand der Regionalwert AG, nimmt sich selbst auf den Arm – „Erbsenzähler…“. Doch der Untertitel „Durch die Reform der Finanzbuchhaltung zur ökologisch-ökonomischen Wende“ stellt klar, worum es HIß geht: Weil „ökologische und soziale Nachhaltigkeit in unserer kapitalistisch orientierten Welt meist an letzter Stelle“ kommen – nach dem Motto: „Wir können uns Natur- und Umweltschutz und soziale Leistungen erst dann erlauben, wenn das Wirtschaftliche stimmt,“ beginnt er an einem ungewöhnlichen Ende: Der Finanzbuchhaltung.
Denn seiner Meinung nach „ist das heutige Verständnis von Kapitalismus lediglich eine zurechtgelegte Rumpfform seiner selbst und baut auf einem Konstruktionsfehler der betriebswirtschaftlichen Rechnung auf“. Wirklich kapitalistisch werde nämlich erst dann gewirtschaftet, „wenn das Gesamtvermögen aller Werte einer Gesellschaft – also auch Naturräume, biologische Vielfalt, Versorgungssicherheit und Ressourcen – nicht verbraucht, sondern erhalten und vermehrt wird“. Und HIß fragt sich: Wie kommt es, dass falsch gerechnet wird und in der Folge Preise und Bilanzwerte entstehen, die nicht im Geringsten die ökonomische Wahrheit abbilden?
Grund ist laut Hiß „die Unvollständigkeit der betrieblichen Finanzbuchhaltung“. Diese vernachlässige wesentliche Investitionen in das Natur- und Sozialkapital. Das habe aber fatale Folgen, denn es verursache „versteckte ökonomische Risiken ungeahnten Ausmaßes“. Hiß fordert daher: „Die Buchhaltung muss daher dringend erweitert werden, um dann die Gesamtvermögensverhältnisse eines jeden Geschäftsjahres vollständig abzubilden. Denn eine Bilanz ist erst dann wirklich aussagekräftig, wenn sie die gesamte ökonomische Realität wiedergibt.“
Folgt: Leseprobe: „Steigende Kosten aus externalisierten Risiken und Schäden“