Hitzewelle macht Atommeilern zu schaffen
Andauernde Hitze und längere Trockenphasen können (nicht nur) für deutsche Atomkraftwerke zum Problem werden. Nach Angaben des niedersächsischen Umweltministers Stefan Wenzel hätten die hochsommerlichen Temperaturen Anfang Juli fast zur Abschaltung des niedersächsischen AKW Grohnde (Landkreis Hameln-Pyrmont) geführt. Das berichtete der Nachrichtensender n-tv am 05.08.2015 auf seinem Online-Portal zusammen mit mehr als tausend deutschen Medien. Ursache für die Hitzeanfälligkeit der Meiler sind wetterbedingt aufgeheizte Flüsse, aus denen AKW ihr Kühlwasser beziehen.
Das Kernkraftwerk des Betreibers E.on ist seit 1985 am Netz und wird mit Wasser aus der Weser gekühlt. Anfang Juli habe die Temperatur des Flusses nur noch 1,8 Grad Celsius unter dem Grenzwert von 28° C gelegen. „Gemessene 26,2 Grad – das war schon eine kritische Situation, die fast zu einer Abschaltung oder zumindest zu einer Drosselung der Kraftwerksleistung geführt hätte“, so Wenzel.
In den Fluss zurück geleitetes Kühlwasser erhöht die Gefahr, dass ohnehin warme Gewässer weiter aufgeheizt werden. Grenzwerte für Wassertemperaturen in Flüssen wie der Weser werden mit Rücksicht auf Flora und Fauna festgelegt. „Bei mehr als 28° C sinkt der Sauerstoffgehalt derart, dass Tiere und Pflanzen dauerhaft geschädigt werden“, sagte Wenzel. Die klimatischen Veränderungen lassen nach Ansicht des Ministers durchaus erwarten, dass derartige Situationen künftig häufiger auftreten. „Wir hatten im Langzeitvergleich bereits den sechsten zu trockenen Frühling in den vergangenen sieben Jahren“, sagte er.
Nach Aussage Wenzels gegenüber n-tv stand Grohnde bereits vor einigen Jahren aufgrund hoher Wassertemperaturen in der Weser kurz vor der Abschaltung. Danach habe E.on zusätzliche Vorratsbecken für das warme Kühlwasser angelegt. „Unsere jetzige Messung zeigt aber, dass dies offenbar nicht reicht. Wir prüfen das jetzt intensiv, um rechtzeitig einschreiten zu können“, kündigte Wenzel an.
E.on äußert sich auf n-tv-Anfrage zurückhaltend: „Wir können nicht bestätigen, dass unsere Kernkraftwerke zunehmend durch extreme Wetterlagen in betrieblicher oder gar sicherheitstechnischer Hinsicht beeinträchtigt wären“, sagte ein Sprecher. Allerdings: In „gewissen sehr warmen Wetterlagen“ könne es gelegentlich zu Leistungseinschränkungen kommen, um die Temperaturgrenzwerte einzuhalten. Ähnlich auch RWE und EnBW. Derzeit sei das Wetter – anders als 2003 oder 2006 – „nicht problematisch“, so ein RWE-Sprecher. Die Flüsse hätten die Möglichkeit, sich abzukühlen. Im Gegensatz zur Weser hätten Donau oder Rhein meist ganzjährig hohen Wasserstand. Zudem – so ein EnBW-Sprecher – verfügten die Kraftwerke über Kühltürme, so dass nicht die volle Wärme in den Rhein geleitet werden müsse.
Allerdings sieht auch das Stuttgarter Umweltministerium – ähnlich wie Wenzel – die Lage kritischer. Auch am Neckar könne die Situation für das dortige Kraftwerk Neckarwestheim „schneller schwieriger werden“, sagte ein Sprecher von Minister Untersteller. In der Hitzeperiode Anfang Juli seien die Wassertemperaturen auch hier kurzfristig in einen Bereich gegangen, bei dem man sich Gedanken gemacht habe.
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