Eigentlich bereits eine Binsenweisheit: Die meisten Zeitungen, Zeitschriften und Sender sind nicht gerade verliebt in die Energiewende – setzen vielmehr in aller Schlichtheit Energiewende in eins mit teurem Strom. Ein bescheidenes, aber klassisches Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit für die subkutane Meinungsmache in den Medien: FAZ, Stuttgarter Zeitung und andere beschrieben anhand eines dpa-Artikels die Konsequenzen aus der Schönwetter-bedingten Überproduktion von Solarstrom. Die FAZ titelte: „Stromverbraucher zahlen für die Hitzewelle“, die StZ: „Traumsommer wird ein teurer Spaß“ – beide doch mehr oder weniger als seriös geltende Blätter. Der Focus übernimmt schnörkellos die Agentur-Überschrift: „Hitzewelle sorgt für Millionenkosten im Stromnetz“, ergänzt sie aber mit einer Drohung: „Deutsche Verbraucher zahlen.“ Doch eigentlich – so der Focus bereits im Leadtext: „Auch weil die geplanten Stromtrassen von Nord nach Süd fehlen, rechnen Experten mit Kosten von rund einer halben Milliarde Euro für Notmaßnahmen allein in diesem Jahr.“ Soll heißen: Hitzewelle und Trassenmangel sind gleichermaßen schuld am Griff in den Verbraucher-Geldbeutel. Allein die FAZ setzt den Akzent wenigstens im Leadtext deutlich, nämlich, dass „der entscheidende Grund“ (anstelle der Hitze) ein anderer ist: „Immer noch fehlen Stromtrassen von Norden nach Süden.“ Ganz radikal die Stuttgarter dagegen: Die Schwaben ersetzten die Selbst-Korrektur des reißerisch-halbwahren Titels in FAZ und Focus durch: „Die Probleme bei der Energiewende gehen auch mal wieder richtig ins Geld.“ Warum auch nachdenken oder gar differenziert argumentieren, wenn doch der Stammtisch so nahe steht…
PS: Dividiert man die im Artikel Sommerhitze wird teuer geschätzten 25 Millionen durch 18 Millionen 50Hertz-Kunden (eigene Angabe), kommen auf jeden einzelnen durch 50Hertz mit Strom Versorgten für die Sommer-Hitze sagenhafte € 1,40 zu. Und wenn man tatsächlich von den insgesamt durch Trassenmangel, Redispatching und EE-Überschuss befürchteten 500 Millionen Mehraufwand ausgeht, kommen pro deutschem Stromkunden ganze 11,11 Euro heraus. Ein alter Trick: Die absolute Zahl erschreckt, durch alle geteilt, kommen zweieinhalb Pils heraus – pro Jahr.
-Gerhard Hofmann-