Total stoppt Fracking in Dänemark

Zuerst Streit über Chemikalie – dann kaum Output

Der französische Energiekonzern Total hat seine Bohrungen nach Schiefergas in Dänemark am 17.08.2015 vorerst eingestellt – die Vorkommen erwiesen sich als zu gering. Dennoch könnte in dem Land auch künftig gefrackt werden. Das Projekt bei dem 615-Seelen-Dorf Dybvad in der Nähe der norddänischen Stadt Frederikshavn kostete den französischen Energiekonzern Total seit Projektbeginn im vergangenen Jahr geschätzte 40 Millionen Euro.

Trotz der Projektaufgabe sei das vermutlich keine Geldverschwendung, sagte eine Total-Vertreter dem dänischen Fernsehsender DR. „Es ist positiv, dass wir bewiesen haben, dass es Schiefergas gibt. Das war nicht sicher. Es könnte also bedeuten, dass die Suche nach Schiefergas in Dänemark nicht vorbei ist. Wir haben noch eine Lizenz bis Juni 2016“, so der Leiter der Probebohrung, Henrik Nicolaisen.

Greenpeace und die Anwohner protestierten gegen das Projekt. Die Bewohner von Dybvad und Frederikshavn befürchteten, das Fracking könnte Erdbeben verursachen und ihr Grundwasser verschmutzen. Die Befürworter des Schiefergases stellen es – wie stets – als unerschlossene alternative Energiequelle für die traditionellen fossilen Brennstoffe dar. Der dänische Energieminister Lars Lilleholt erwartet in naher Zukunft nicht noch mehr Fracking. Denn die Regierung hat keine neuen Lizenzen für andere Öl- und Gasunternehmen genehmigt. Linke Parlamentsabgeordnete begrüßten die Nachricht und forderten ein nationales Schiefergas-Verbot. Dänemark verfügt wohl nicht über allzu große Schiefergas-Vorkommen – dafür exportiert das Land Nordsee-Öl und -Erdgas.

Allerdings stellen die Südskandinavier ihre Energieproduktion auf erneuerbare Energien um, und sie sind damit schon weit vorangekommen: Mit Windenergie bereits 30 Prozent. Das Land soll bis 2050 gänzlich unabhängig von fossilen Brennstoffen sein. Am 10.07.2015, einem sehr windreichen Tag, generierte die Windenergie 140 Prozent des Bedarfs – 40 Prozent wurden nach Deutschland, Schweden und Norwegen exportiert.

Fehlstart: Dänemark stoppt Probe-Fracking nach einem Tag
Dänemark hat nach nur einem Tag eine erste Fracking-Probebohrung gestoppt. Das französische Unternehmen Total habe eine Chemikalie eingesetzt, für die es keine Genehmigung gehabt habe, sagte ein Sprecher der dänischen Energiebehörde. Nicolaisen hatte nicht damit gerechnet, dass diese Chemikalie ein Problem darstelle, die Chemikalie sei nicht verboten, sie habe zudem nicht auf der Liste der Produkte gestanden, die bei der Bohrung eingesetzt werden sollten. Dem Rundfunksender DR zufolge handelte es sich um eine als umweltschädlich geltende Chemikalie mit dem Namen Null Foam. (Gas-Magazin vom 07.05.2015)

Hintergrund

Durch Schiefergas nimmt die Energieunabhängigkeit der USA immer weiter zu, es sorgt für niedrigere Strompreise. Für die energieintensiven Industrien des Landes ist das ein Wettbewerbsvorteil. Doch nach Angaben des European Academics Science Advisory Council (EASAC) wird Schiefergas allerdings wenig zur Stärkung der Versorgungssicherheit beitragen.

Der für die Energieunion zuständige Kommissionsvizepräsident Maroš Šefcovic hat bereits einen Alternativplan. Ihm zufolge könnten smarte Stromnetze, die periodische Solar- und Windenergie mit flexibler Stromnachfrage ausgleichen, in Europa denselben Effekt haben wie das Schiefergas in den USA. (Haupttext vonHenriette Jacobsen auf EurActiv.com, übersetzt von Alexander Bölle)

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