Grünen-Studie: „Brennpunkte des Klimawandels in Deutschland“
Der Münchner Focus titelte typisch: „Wird unser Bier teurer?“ Und auch woanders schaut so mancher kaum über den Tellerrand: „Thüringens Wälder werden besonders leiden“ prophezeite die Ostthüringer Zeitung mit kleinem Karo. Zyniker verharmlosen gern superwitzig die Folgen des Klimawandels in Richtung „mediterranes Flair für Deutschland“. Für die heimische Flora hat die schleichende Erwärmung jedoch zum Beispiel knallharte Konsequenzen.
Der Klimawandel hat schon heute in Deutschland sichtbare Folgen. Hopfen ist zum Beispiel ein sehr empfindliches Gewächs, das nicht nur Hitze schlecht verkraftet, sondern auch Starkregen, heftige Stürme und Hagel nicht verträgt. Die Hopfen-Bauern machen sich Sorgen – das ist jedoch nur eines der Problemfelder, die eine aktuelle Klimafolgen-Studie der Wissenschaftsautorin Stefanie Groll im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion unter dem Titel „Brennpunkte des Klimawandels in Deutschland“ identifiziert hat. Küstenschutz und forstwirtschaftliche Maßnahmen sollen helfen, mit den Folgen der von Treibhausgasen verursachten, menschengemachten globalen Erwärmung zu leben.
Das Umweltbundesamt versucht zu raten, wie man mit dem „zunehmend belastenden Wettergeschehen“ fertig wird. Der Sommer 2015 zeigt es beispielhaft: Am 5. Juli und am 7. August stieg die Temperatur im unterfränkischen Kitzingen auf 40,3 Grad – der höchste Wert seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes, erklärte der taz: „In Zukunft erwarten wir bei fortschreitendem Klimawandel noch mehr, längere und intensivere Hitzewellen in Deutschland.“ Global waren fünf der ersten sieben Monate 2015 die heißesten seit Beginn der Wettermessungen.
„Bis zur Mitte des Jahrhunderts rechnen Klimawissenschaftler unter anderem mit diesen Trends und Ereignissen:
- Temperaturanstieg je nach Region und Saison um 1,5 bis 3,7°C
- weniger Frosttage, mehr heiße Tage und mehr Tropennächte
- klimatische Wasserbilanz nimmt flächendeckend ab
- mehr und heftigere Niederschläge im Sommer
- weniger Niederschläge im Winter
- im Vergleich zum Sommer heizt der Winter mehr auf
- Meeresspiegelanstieg im Mittel um 30 Zentimeter, regional deutlich höher“ (Groll in ihrer Studie)
Die Grünen haben die Studie gezielt vor dem Klimagipfel COP21/CMP11 veröffentlicht, der am 30. November in Paris beginnt. Die UN-Konferenz soll nach dem Kyoto-Protokoll eine neue Klimaschutz-Vereinbarung verabschieden.