Studie zum Einfluss von Windkraftanlagen auf Tourismus in Deutschland: Überschaubare Effekte
Wissenschaftler des Instituts für Wirtschafts- und Kulturgeographie an der Leibniz Universität haben in einer Studie mit dem nostalgischen Titel „Gone with the wind? The impact of wind turbines on tourism demand“ („Vom Winde verweht – der Einfluss von Windgeneratoren auf die touristische Nachfrage“) mögliche Konflikte zwischen Windenergieanlagen und Attraktivität touristischer Regionen untersucht. Landstriche mit vielen Windturbinen gelten gemeinhin als nicht besonders attraktiv für den Tourismus. Kritiker reden gar von „Verspargelung der Landschaft“. Bisherige Studien deuten auf einen negativen Zusammenhang zwischen Windenergie und touristischer Nachfrage hin. Allerdings basieren alle Studien auf Stichprobenerhebungen, die lediglich für bestimmte Regionen und Zielgruppen repräsentativ und aussagekräftig sind.
Steigende Tourismusnachfrage kompensiert negative Auswirkungen
Juniorprofessor Tom Brökel und Christoph Alfken analysieren in ihrer Untersuchung erstmals wissenschaftlich verlässlich und generalisierbar den Zusammenhang von Windkraftanlagen und regionaler touristischer Nachfrage. Dafür haben die Autoren ein Datenset genutzt, das flächendeckende Informationen zum Ausbau von Windkraftanlagen mit offiziellen statistischen Kennziffern der Tourismusnachfrage in deutschen Gemeinden verbindet. Dabei wird erstmals nicht nur die Anzahl der Windkraftanlagen in der Tourismusregion selbst, sondern auch die im Umland berücksichtigt. Die statistische Analyse zeigt, dass sich Windkraftanlagen negativ auf den Tourismus im nahen Umland bis 20 Kilometern auswirken können. Allerdings zeigt die Studie auch, dass die negativen Auswirkungen durch eine insgesamt weiter steigende Tourismusnachfrage kompensiert werden. Die statistisch signifikanten Effekte bleiben somit überschaubar in Bezug auf Stärke und Auswirkung. [note Abstract: „Während Windenergieerzeugung relativ frei von externen Umweltkosten wie Luftverschmutzung ist, wird ihr häufig ein negativer Einfluss auf visuell- ästhetische Werte von Landschaften unterstellt, sie wirke sich damit negativ auf die touristische Nachfrage aus. Für Deutschland vorliegende Erkenntnisse weisen zwar auf eine negative Beziehung zwischen der touristischen Nachfrage und Windkraftanlagenbau hin. Doch die vorhandenen Studien stützen sich in erster Linie auf Interviewdaten und einfache bivariate Statistiken. Im Gegensatz dazu nutzen wir Sekundärstatistiken über Tourismus und Windkraftstandorte auf dem Niveau der deutschen Kommunen. Unter Verwendung räumlicher Panel-Regressionstechniken bestätigen wir eine negative Beziehung zwischen Windkraftanlagen in der Umgebung von Gemeinden und Tourismusnachfrage für Kommunen, die nicht in der Nähe der Küste liegen. In den letztgenannten Regionen, ist die Beziehung zwischen Windkraftanlagen und touristischer Nachfrage komplexer.“ In Munich Personal RePEc Archive] Küstenferne Regionen scheinen also eher unter negativen Effekten der Windkraftanlagen zu leiden. In Küstenregionen ist der Zusammenhang laut Studie komplexer: Touristen meiden Gemeinden, die sehr dicht mit Windkraftanlagen besiedelt sind und in denen der Ausbau weiter voranschreitet. Sie scheinen jedoch in Nachbargemeinden auszuweichen, in denen die Anzahl der Anlagen im Gegensatz zu ihrer ursprünglichen Zielregion geringer ist. ->Quellen:
- Originalartikel: Gone with the wind? The impact of wind turbines on , Broekel, Tom and Alfken, Christoph (2015): Forthcoming in: Energy Policy
- uni-hannover.de/news