Die Gletscher sterben

Bolivien: Der Gletscher im höchsten Skigebiet der Welt ist verschwunden

Der Chacaltaya in der bolivianischen Cordillera Real mit seinen zwei Gipfeln (Bergstation des ehemaligen Skilifts 5.395 m) ist eine Musterbeispiel für den Klimawandel – vor allem sein Gletscher. „Am Chacaltaya-Gletscher lag einmal das höchste Skigebiet der Welt. Bevor er geschmolzen ist. Wer nicht an die globale Erwärmung glaubt, kann sie sich dort anschauen,“ schrieb die FAZ bereits vor fünf Jahren. Wiwo Green beschreibt die Folgen: Energie- und Wassermangel.

Um 1940 wurde hier, 30 Kilometer von La Paz entfernt, der erste Skilift Südamerikas eröffnet. Noch 2001 fanden Abfahrt-Wettbewerbe statt. Damit ist endgültig Schluss, der Skibetrieb wurde eingestellt. Nur eine leere Piste und die Überreste eines Schlepplifts zeugen von der sportlichen Vergangenheit. Den Gipfel kann man noch problemlos besteigen. Wer den Chacaltaya heute von La Paz aus mit dem Auto besucht, sieht nur noch die Berghütte des österreichischen Alpenvereins auf 5.200 Meter Höhe, die allerdings mangels Skigästen heute vom Club Andino Boliviano betrieben wird. 20 Meter höher betreibt die bolivianische Universidad Mayor San Andrés (UMSA) in Zusammenarbeit mit anderen Universitäten ein Observatorium, das für seine gammaastronomischen Beobachtungen bekannt ist. Sie liefert Daten zur Temperatur auf dem Berg, zu Niederschlägen, zur Konzentration von Kohlendioxid und Ozon in der Luft und anderen wichtigen Parametern. Die Erkenntnisse sind nicht nur für das bolivianische Hochland von Interesse, sondern könnten für Klimaforscher weltweit von Bedeutung sein. Es gibt nicht viele Forschungszentren in vergleichbarer Lage.

Noch gibt es laut Wiwo Green nur wenige gesicherte Ergebnisse, dafür seien die Datenreihen zu kurz. Aber zumindest jetzt zeige sich klar: Der Einfluss der Entwaldung und der Rodungsfeuer im Regenwald seien bis auf 5.000 Metern messbar: „Man denkt nicht, dass auf dem Chacaltaya etwas davon ankommt, wenn im Amazonasgebiet Wald abgebrannt wird. Aber es kommt an. Und das ist das Problem. Denn diese Partikel setzen sich über dem Gletscher ab und verändern die Wärmereflektion, also kann der Gletscher schneller abschmelzen”, sagt Ricardo Forno, Forscher am Labor für Atmosphärenphysik der UMSA.

In seiner Studie „Small glaciers disappearing in the tropical Andes: A case-study in Bolivia: Glaciar Chacaltaya” schreibt Edson Ramirez, Gletscherforscher der Universität Mayor de San Andrés, dass ähnliche Andengletscher in den nächsten Jahrzehnten um 80 Prozent zurückgehen könnten. Das werde schwere Folgen für die Energiegewinnung durch Wasserkraftwerke haben. Und ebenso für die Wasserversorgung der Landwirtschaft und der Privathaushalte.

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