Der große Bluff der Autobauer

Praxisferne Tests mit Tricks

Im Rahmen von Messverfahren werden in klimatisierten Laboren Emissionen und Spritverbrauch  ermittelt. Der dabei übliche sogenannte „Neue europäische Fahrzyklus (NEFZ)“ ist ein Relikt aus den 1990er Jahren, er dauert 20 Minuten, eine Überprüfung auf der Straße gibt es nicht. Beim Testzyklus werden alle Zusatz-Geräte wie Klimaanlage, Radio und Licht ausgeschaltet; die Autos werden nur in der Grundausstattung, also ohne Zusatzgewicht, getestet. Und weil die Testbedingungen schlecht definiert sind, dürfen Ritzen an den Türen zugeklebt, die Seitenspiegel abgebaut und die Bremsscheiben einen weiteren Abstand bekommen, um Luftwiderstand und Verbrauch zu verringern.

VW-Käfer, Auspuff – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft

Die praxisfernen Herstellerangaben sorgen für Ärger. Nach ICCT- Berechnungen zahlt ein Neuwagenkäufer heute im Durchschnitt etwa 450 Euro pro Jahr mehr als es die Angaben zum Spritverbrauch vermuten lassen. Das Verbrauchs-Messverfahren, mit dem der CO2-Ausstoß ermittelt wird, soll deshalb geändert werden. Und zwar möglichst schnell. Schon seit 2009 bastelt eine Arbeitsgruppe der UN in Genf am neuen Messzyklus Worldwide Harmonized Light Duty Test Procedure (WLTP). Er wurde am 14.11.2013 von der UNO verabschiedet und soll den jetzt geltenden NEFZ ablösen. Auf Grund des neuen Messzyklus dürfen die Herstellern keine extrem abgespeckten Modelle mehr auf die Prüfstande schicken; drüber hinaus sollen die Testszenarien realistischer werden, unter anderem sind jetzt 130 km/h Höchstgeschwindigkeit vorgesehen. Die Angaben, wie viel Sprit ein Fahrzeug verbraucht, werden in Zukunft also verlässlicher.

Auch der ICCT empfiehlt Nachtests auf der Straße und in unabhängigen Testlabors von Behörden. In den USA würde dies überaus erfolgreich praktiziert. „Gibt es Differenzen zu den Herstellerangaben, erfolgen Sanktion und Strafen“, erklärt Mock. „Wir haben das untersucht und kamen zu einer Abweichung von einem Prozent. In den USA sind die Verbraucher beim Fahrzeugkauf somit optimal informiert.“

Bemerkenswert: Die Deutsche Welle, die auf Grundlage der ICCT-Studie verdienstvollerweise wieder einmal auf das Thema hingewiesen hat, versuchte nach eigenen Angaben mehrmals vergeblich, eine Stellungnahme vom Verband der Automobilindustrie (VDA) zu bekommen. Der VDA fand aus „Termingründen“ keine Zeit.

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