FONA3-BMBF lud nach Bonn ein
Das 12. BMBF-Forum für Nachhaltigkeit brachte in Bonn vom 14.-16.09.2015 mehr als 500 Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zu Vorträgen und Diskussionen über Stand und aktuelle Ergebnisse der Nachhaltigkeitsforschung zusammen. Als Top-Redner sprachen der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude und die Professoren Robert Schlögl (Fritz-Haber-Institut und CEC-Mühlheim), Wolfgang Marquardt vom Forschungszentrum Jülich sowie Jörg Hacker (Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften). Für das BMBF ergriffen Karl Eugen Huthmacher und Wilfried Kraus das Wort.
„Der Schlüssel für die Wirksamkeit von FONA liegt im Anwendungs- und Praxisbezug“, sagte Huthmacher (li., Abteilungsleiter „Zukunftsvorsorge – Forschung für Grundlagen und Nachhaltigkeit“) zur Eröffnung des BMBF-Forums.
Schlögl: E-Wende – gesellschaftlicher Diskurs und geistige Transformation nötig
Die Keynotes der beiden Bayern Ude und Schlögl standen unter dem Rubrum „Wirksamkeit in FONA³“: Während Ude unter der Überschrift „Nun forscht mal schön“ – seine Erfahrungen mit wissenschaftlichen Ratschlägen darlegte, machte sich Schlögl Gedanken über „Nachhaltig Wirtschaften und Energiewende“. Von letzteren habe es bereits sechs gegeben, fünf seien aus kriegerischen Verwicklungen hervorgegangen. Die aktuelle sei „ein reiner politischer Impuls – sonst nichts“. Wer sich mit deren Geschichte befasse, stelle fest, dass ihre jeweiligen Folgen so langfristig gewesen seien, dass sie unser Handeln kaum beeinflusst hätten. 1983 habe es einen „ersten Hype“ in Sachen aktueller Energiewende gegeben, „passiert ist nicht so viel, auch dieses Mal ist das nicht zu befürchten. Gut allerdings, dass ein ganzes Land zum Nachdenken gekommen ist.“
Mit Blick auf das Ausland forderte Schlögl eine „Energieaußenpolitik“. Es sei inzwischen festgestellt worden, dass das Energiesystem so kompliziert sei, dass es nicht mehr geschlossen systematisch analysierbar sei. Menschliche Eingriffe hätten so viele Rückwirkungen, dass sie gefährliche Wirkungen entfalten könnten.
Schlögl erwartet keine starken Einschnitte: Weder stünden wir kurz vor einem „[[CO2]]-Ausstieg“, noch seien wir bereit, dafür gar unser Verhalten zu ändern. Die Politik habe „es versäumt, einen gesellschaftlichen Diskus anzuregen.“ Dieser stehe aus. Die Frage, was sollen wir in Deutschland, in Bayern, in Bezug auf das Ausland wirklich mit der Energiewende, wo können wir sie exportieren, wie den deutschen Prozess der Transformation organisieren, seien jetzt wichtig. „Die Energiewende löst den Klimawandel nicht – nur wenn wir Vorreiter werden, kann der geistige Transformationsprozess, die eigentliche Energiewende, gelingen.“ Schlögl zeigte sich gleichzeitig überzeugt und klagte: „Ich glaube, dass wir die Fähigkeit dazu haben – nur gibt es leider massive Behinderungen auf diesem Weg“.
[note Das neue Rahmenprogramm FONA3 ist bereits am 21.04.2015 von Forschungsministerin Johanna Wanka öffentlich vorgestellt worden. Mit drei Leitinitiativen zur Zukunftsstadt, Energiewende und Green Economy wird dort die erfolgreiche Förderung der Nachhaltigkeitsforschung verstärkt auf gesellschaftliche Relevanz und Wirksamkeit für die Nachhaltigkeit ausgerichtet. Die Leitinitiativen sind ein neues und zentrales Element in FONA3. Aber FONA3 zeichnet sich auch durch andere Neuheiten aus, die im Rahmen des 12. FONA-Forums in Bonn vorgestellt und diskutiert wurden: aktuelle Themen in der Vorsorgeforschung, die erstmalige Kopplung von Forschung und Bildung zur Nachhaltigkeit in einem Programm, eine Strategie zur internationalen Kooperation und den Prozess zur Nachhaltigkeit in der Wissenschaft.]
Folgt: Marquardt: Die großen gesellschaftlichen Herausforderungen – neue Leitbilder für die Wissenschaft