Volkswagen gesteht Abgasmanipulationen – Kurssturz – Winterkorn: „…nehmen sehr ernst“
Einen „Fall von eklatanter Verbrauchertäuschung und Umweltschädigung“ nannte Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth den VW-Abgas-Skandal. Die amerikanische Tochter der Wolfsburger Volkswagen AG hatte jahrelang die Abgaswerte ihrer Fahrzeuge mit einer Software manipuliert – ein Skandal von gigantischem Ausmaß. Neben dem bereits eingetretenen Imageverlust drohen Strafzahlungen bis 16 Milliarden Euro, Rückrufkosten sowie mögliche Regressansprüche von enttäuschten Kunden und Aktionären.
Wie ein Paukenschlag wirkte am 18.09.2015 die Mitteilung der kalifornischen Umweltbehörde CAL EPA, sie habe die Audi AG und die Volkswagen AG der rechtswidrigen Manipulation der Abgasreinigung von 482.000 Diesel-PKW überführt. „Die Nutzung von Abschalteinrichtungen in Fahrzeugen um die Luftqualitätsvorschriften zu umgehen, ist illegal und bedroht die Gesundheit der Bürger“ so die kalifornische Behörde.
VW hat die Manipulationen inzwischen zugegeben. Die VW-Aktie ist zweitweise um 20 Prozent eingebrochen, notierte bei weniger als 130 Euro – der größte Kurssturz seit sechs Jahren. Die VW AG verlor ca. 16 Milliarden Euro Börsenwert – soviel ist die gesamte Commerzbank in Aktien wert.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt ordnete an, sämtliche deutsche VW-Diesel auf dem deutschen Markt zu überprüfen, er habe „das Kraftfahrtbundesamt angewiesen, bei den VW-Dieselmodellen jetzt umgehend strenge spezifische Nachprüfungen durch unabhängige Gutachter zu veranlassen.“
Für VW-Chef Martin Winterkorn, Deutschlands bestbezahlten Industriekapitän, kann es eng werden. Denn Winterkorn ist in Personalunion auch VW-Entwicklungschef und damit oberster Techniker. Dobrindt hat ihn einbestellt und Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen legte ihm in der WAZ den Rücktritt nahe: „Die Entwicklungsabteilung ist für die Software der Motorsteuerung zuständig. Entweder Winterkorn wusste, was passiert ist. Das wäre schlecht für ihn. Oder er wusste nicht, was passiert ist. Das wäre noch schlechter. Denn dann hätte er seinen Laden nicht im Griff.“
VW hat einen besonderen Trick bei der Abgasmessung angewendet: Eine Software erkennt den Anschluss eines Emissionsmessgeräts und ändert die Motorsteuerung dergestalt, dass der Stickoxidwert (NOx) durch eine veränderte Abgasrückführung während der Messung extrem reduziert wird. Europäische VW-Modelle sollen vorderhand nicht betroffen sein.