IEA geringschätzte Wind und PV systematisch

Möglichkeiten von Solar- und Windkraft im letzten Jahrzehnt kontinuierlich untergraben

Einer Studie der Energy Watch Group und der finnischen Lappeenranta University of Technology folgend hat die Internationale Energieagentur (IEA) über Jahrzehnte die Prognosen für den globalen PV- und Windzubau viel zu gering ausfallen lassen. Die fossilen Energieträger kamen dagegen oft viel zu gut weg. Bei der Energy Watch Group vermutet man System dahinter: Immerhin hat der jährlich von der IEA veröffentlichte World Energy Outlook Einfluss auf energiepolitische Entscheidungen vieler Regierungen.

Die Energy Watch Group macht die Internationale Energieagentur (IEA) dafür verantwortlich, die Potenziale von Erneuerbaren Energien weltweit kontinuierlich unterschätzt und konventionellen Energiequellen in nicht nachvollziehbarer Weise Bedeutung beigemessen zu haben. Die am 22. 09.2015 veröffentlichte Studie ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Internationale Energieagentur in ihrem jährlichen World Energy Outlook (WEO) in den Jahren zwischen 1994 und 2014 regelmäßig irreführende Prognosen zu Photovoltaik und Windenergie veröffentlicht hat.

„Die IEA hat sich jahrelang der globalen Energiewende in den Weg gestellt. Die falschen WEO Voraussagen führen zu hohen Investitionen in Fossil- und Nuklearenergie, behindern weltweit die Entwicklung von Erneuerbaren Energien und untergraben den globalen Kampf gegen den Klimawandel“, so der Präsident der Energy Watch Group und frühere Bundestagsabgeordnete Hans-Josef Fell.

Trotz des exponentiellen Wachstums von Photovoltaik und Windkraft in den letzten Jahrzehnten, erwartungsgemäß gleichbleibend exponenziell auch in den kommenden Jahrzehnten, geht die IEA weiterhin von einer linearen Wachstumskurve dieser Technologien aus, d.h. kein Wachstum der jährlichen Installationen. Nach Angabe des WEO Reports sollen Erneuerbare Energien bis 2030 nur 14% der globalen Energieversorgung ausmachen. In Betracht der durchschnittlichen Wachstumsraten der letzten 20 Jahre käme eine Prognose näher an einen Anteil von 60%.

„Trotz der schnell wachsenden Märkte für Photovoltaik und Windkraft unterschätzt der WEO deren Potential drastisch, was zu fatalen Fehlprognosen führt“, so der Hauptautor der Studie Christian Breyer, Professor für Solarökonomie an der Lappeenranta University of Technology. „Aus wissenschaftlicher Sicht sind diese strukturellen Fehler unverständlich, aus gesellschaftlicher Sicht sind sie verantwortungslos.“

Die WEO Berichte werden von OECD Regierungen geprüft und genehmigt, von denen einige hoch in konventionelle Energien investiert haben. Die Energy Watch Group ruft Wissenschaft und Zivilgesellschaft deshalb dazu auf, die politische und wirtschaftliche Abhängigkeit der IEA intensiver zu begutachten.

Insgesamt kommt die Studie zu folgenden Schlussfolgerungen:

  • Die WEO Projektionen für PV-Kapazitäten aus dem Jahr 2010 für das Jahr 2024 (180 GW) wurden bereits Januar 2015 erreicht, was die WEO Voraussagen für 2015 um den Faktor 3 übersteigt.
  • Die realen Windkapazitäten aus 2010 überstiegen die WEO Projektionen aus dem Jahr 2002 um 260% und die Voraussagen aus 2005 um 104%. Die WEO Voraussagen für Windkraft aus dem Jahr 2002 für das Jahr 2030 wurden demnach bereits 20 Jahre früher erreicht.
  • Unabhängige Experten waren korrekter als der WEO in ihren Projektionen bezüglich der erfolgreichen Expansion von Erneuerbaren Energien. Einzig die Voraussagen vom konventionellen Energiesektor, u.a. den Konzernen wie BP, Shell und Exxon Mobile, waren vergleichbar niedrig wie die WEO Voraussagen.
  • WEO Projektionen überschätzen das Potenzial der Kohleindustrie in den letzten Jahren. Auch spiegeln diese den Trend der letzten Jahre zur Desinvestition aus dem Kohlesektor, so wie den beginnenden Kohleausstieg und Investmentanstieg in Erneuerbare Energien Chinas nicht wieder.
  • Von 2000 bis 2006 überschätzte der WEO die Bedeutung von Öl in der Energiegewinnung enorm.
  • Trotz eines Rückgangs von Atomkraft in den letzten 10 Jahren geht der WEO nach wie vor von einem jährlichen Wachstum von etwa 10 GW im kommenden Jahrzehnt aus. In Anbetracht von nur wenigen in Auftrag gegebenen und finanzierten Atomprojekten und 100-200 prozentigen Budgetüberschreitungen in Europa und Verzögerungen in der Fertigstellung, erscheinen die WEO Voraussagen übertrieben.

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