Stickoxidbelastung deutlich zu hoch
„Wir haben nicht alleine einen Manipulationsskandal bei VW, sondern einen handfesten Abgasskandal“, sagt Greenpeace-Verkehrsexperte Daniel Moser zur jüngsten Auswertung der UBA-Messwerte durch Greenpeace. „Die massiv überhöhten Innenstadtwerte bedrohen die Gesundheit der Menschen.“ Rund die Hälfte der bislang ausgewerteten 137 Luftmessstationen in Städten liefert im Neun-Monats-Mittel Daten, die den erlaubten Jahreswert von 40 Mikrogramm überschreiten. Dazu kommt verschlimmernd, dass viele Hersteller bei den Verbrauchsangaben tarnen und täuschen (siehe solarify.eu).
Das Leben in deutschen Städten ist ungesund: „Jede zweite Luftmessstation überschreitet den zulässigen Wert für Stickoxid. Erhöhte Stickoxidbelastungen können nachweislich krank machen. In Deutschland ist der Verkehr die mit Abstand größte Quelle.“ (energiezukunft).
Die Nachricht lässt im Lichte des VW-Skandals umso mehr aufhorchen: In den ersten neun Monaten des Jahres lag die innerstädtische Stickoxid-Belastung vielerorts deutlich über den zugelassenen Grenzwerten. Und das, obwohl der Stickoxid-Ausstoß von PKW angeblich gesunken ist. Die Versprechungen der Automobilbranche, die Belastungen zu verringern, sind offenbar nichts wert. Die millionenfachen Fälschungspraxis des VW-Konzerns ist bereits aufgeflogen.
Es handelt sich hierbei juristisch gesehen um Körperverletzung, denn als Folge drohen unter anderem Asthma und Herzinfarkt. Gerade die Hersteller besonders schmutziger Dieselwagen sollten dafür in die Verantwortung genommen werden, fordert Greenpeace „Das Verursacherprinzip muss auch für die Autoindustrie gelten“, so Moser. Das Gesamtergebnis dürfte sich bis Ende des Jahres deutlich verschlechtern. Greepeace fordert deshalb Verkehrsminister Dobrindt zum Handeln auf. Seine Aufgabe sei es, „die Bürger besser vor den Abgaslügen der Autoindustrie zu schützen – sonst geraten Stadtbewohner mitunter in lebensgefährliche Atemnot“.
Realistischere Abgastests gefordert
Aktuell werden die Abgase im Labor unter Bedingungen gemessen, die mit dem Autoalltag wenig zu tun haben. Entsprechend klaffen die offiziellen Angaben der Hersteller und die tatsächlichen Werte weit auseinander. Ab 2016 soll der Ausstoß in sogenannten RDE-Tests („Real Driving Emissions“) gemessen werden, also im Straßenverkehr – allerdings nur zu Informationszwecken. Neuzugelassene Fahrzeuge müssen die RDE-Testwerte bislang erst ab 2018 einhalten.
energiezukunft: „Dass Automobilhersteller Werte manipulieren und die Politik bei der Festlegung von Grenzwerten maßgeblich beeinflussen, ist indes keine neue Erkenntnis. Durch interne Akten aus dem Bundeswirtschaftsministerium, die der Deutschen Umwelthilfe (DUH) erst nach der Bundestagswahl zugänglich gemacht wurden, kam beispielsweise zutage, dass die Autokonzerne und ihre Lobby eine Klimaschutzverordnung zu ihren Gunsten weitestgehend selbst schrieben hatten.“
Manipulierte Verbrauchsangaben genauso schlimm wie Abgas-Lügen – Daimler vorne
Solarify hat schon am 07.09.2015 über eine Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) unter dem Titel “CO2emissions from new passenger cars in the EU: Car manufacturers’ performance in 2014? berichtet, derzufolge der wirkliche Verbrauch im europäischen Durchschnitt um etwa 40 Prozent höher als in den Tests liegt – mit entsprechender Konsequenz für die Abgase.
Die Wolfsburger Konzern ist so bei Weitem nicht der einzige Autohersteller, der seine Kunden täuscht. Das belegt die Studie der Umweltorganisation Transport & Environment, die Modelle verschiedener Marken in der Europäischen Union untersucht und ebenso massive wie unerklärbare Unterschiede zwischen offiziell angegebenem und tatsächlichem Kraftstoffverbrauch gefunden hat.
Schlimmer noch: Die Lücke klafft von Jahr zu Jahr weiter auseinander. 2001 lagen die Ergebnisse aus dem Labor und der alltagsnahen Fahrpraxis acht Prozent auseinander, 2012 waren es 31 Prozent, 2014 40 Prozent. Bei diesem Trend läge die Kluft 2020 bei 50 Prozent. Wenn nicht umgehend gegengesteuert wird.
Die unehrlichsten offiziellen Angaben macht Mercedes beim Verbrauch; Modelle der A-, C- und E-Klasse schlucken im Alltagstest rund die Hälfte mehr an Kraftstoff als der Stuttgarter Autobauer in seinen Hochglanzbroschüren angibt. Ähnlich schlecht schneiden die 5er Klasse von BMW und der Peugeot 308 ab. In der Praxis kann niemand sein Fahrzeug so sparsam durch den Straßenverkehr steuern, wie Hersteller werben.
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