Mit der Sonne durch Australien

Hochschule Bochum startet mit ThyssenKrupp SunRiser bei Solarauto-WM

Ausschließlich solar angetrieben, haben sich am 18.10.2015 im Rahmen der World Solar Challenge 42 Solarfahrzeuge auf die 3.000 Kilometer lange Strecke von Darwin im Norden Australiens nach Adelaide im Süden begeben. Das traditionsreiche Sonnenrennen durch das australische Outback gilt als härteste Bewährungsprobe für sonnenangetriebene Fahrzeuge. Solarify berichtete im Juli 2015 über die Präsentation des SunRisers.

Mit dabei als einziges deutsches Team: 40 Studierende der Hochschule Bochum, die zusammen mit dem Forschungs-Kooperationspartner ThyssenKrupp ein windschnittiges Elektro-Sportcoupé mit Solarenergie-Unterstützung entwickelt und gebaut haben. Die Konkurrenz in der auf Alltagstauglichkeit ausgerichteten Cruiser-Klasse kommt aus aller Herren Länder, auch aus der Nachbarschaft: Das niederländische Team aus Eindhoven, amtierender Weltmeister, geht mit einer Weiterentwicklung seines viersitzigen Familiensolarmobils Stella Lux an den Start. Aus Australien wird das Team Sunswift, vor zwei Jahren dritter hinter den Bochumern, mit dem modifizierten Sportwagen eVe um den Sieg kämpfen. Außerdem werden Solarcars unter anderem aus den USA, Japan, Großbritannien, Polen, der Türkei und dem Iran auf die Strecke gehen.

Strategie ist alles

Die Regeln bei diesem Wettbewerb auf öffentlichen Straßen erscheinen sehr einfach. Morgens um 8 Uhr darf man los fahren, abends um 17 Uhr muss man anhalten, egal, wo man gerade am Straßenrand Platz findet. Am nächsten Tag geht es wieder um 8 los, solange bis man in Adelaide ankommt. Ein Schiedsrichter, der bei jedem Team mitfährt, überwacht, dass man alle Zeiten einhält und sich an die Straßenverkehrsregeln hält. Je nach Strecke und Geschwindigkeit kommen die Teams bis zu zweimal am Tag an Kontrollstopps vorbei. Hier muss eine halbe Stunde angehalten werden. Zeit für den Fahrerwechsel und den Tankstopp für die Begleitfahrzeuge, die noch mit Verbrennungsmotoren unterwegs sind. Wie schnell man fahren kann, entscheidet die zur Verfügung stehende Energie. 60 kg Batterien an Bord speichern gut 15kWh. Einmal auf der Hälfte der Strecke in Alice Springs darf man aus dem Netz aufladen. Der Rest der nötigen Energie muss mit dem 3 qm großen Solargenerator erzeugt werden. Knapp 900 Watt Leistung bei voller Sonneneinstrahlung liefert das Panel aus Galliumarsenid-Hochleistungssolarzellen. Welche Geschwindigkeit energetisch maximal möglich ist, um möglichst schnell im Ziel anzukommen, muss das Strategieteam während des Rennens immer wieder neu kalkulieren. Das Telemetriesystem liefert dazu aus dem Solarcar die aktuellen Verbrauchs und Ertragswerte. Eine Wetterstation mit Windmesser und entsprechende Wettervorhersagen sollen die äußeren Einflüsse mit berücksichtigen.

Eine Formel entscheidet über den Sieg

Wer am Ende Weltmeister in der Cruiser-Klasse wird, ergibt sich aber nicht nur aus der gefahrenen Zeit für die 3.000 km lange Strecke. Zusätzlich berücksichtigt werden die Personenkilometer, also wie viele Passagiere mitgenommen wurden. Ein Jurorengremium in Adelaide wird außerdem entscheiden, wie alltagstauglich die vorgestellten Fahrzeuge wirklich sind. Eine Formel mit entsprechenden Gewichtungsfaktoren ergibt dann den Sieger, wobei die Geschwindigkeit den größten Einfluss auf Sieg oder Niederlage hat.

Das Rennteam bereitet sich in Darwin intensiv vor. Alle Fahrzeugkomponenten werden auf die Straßen und Klimaverhältnisse abgestimmt, Fahrertraining und simulierte Reparaturstopps am Straßenrand mit entsprechenden Sicherheitsübungen gehören zum Tagesprogramm. Der studentische Teamchef Max Ehl ist begeistert vom Engagement, mit dem sich alle ihren Aufgaben widmen: „Jeder hier weiß, dass wir nur mit perfekter Teamarbeit ganz vorne mitfahren können.“

Nachrichten auf allen Kanälen

Besonderen Wert haben die Bochumer in diesem Jahr auf eine lückenlose Berichterstattung gelegt. Die üblichen Social-Media-Kanäle werden mehrmals täglich bedient. Spätestens zum Start des eigentlichen Wettbewerbs soll zusätzlich für jeden Tag ein kurzer Videoclip auf Youtube die Ereignisse zusammenfassen. Das Tagebuch, auf den Webseiten unter der Abteilung „News“ zu finden, rundet mit einer Textfassung des Abenteuers und einer Bildergalerie das Informationsangebot ab.

Schwelm und New York

Nicht nur die Weltmeisterschaft in Australien steht in diesem Oktober im Terminkalender des deutschen SolarCar-Teams. In Schwelm wurde dem Team am 17.10.2015 also einen Tag vor dem Start in Australien, der Deutsche Solarpreis in der Kategorie Transportsysteme verliehen. Prof. Friedbert Pautzke, Initiator des Projektes an der Hochschule Bochum, nahm die Auszeichnung von der europäischen Vereinigung für erneuerbare Energien EUROSOLAR entgegennehmen.
In New York werden ehemalige Teammitglieder Ende Oktober den ThyssenKrupp PowerCore SunCruiser, also den Vorgänger des aktuellen Solarcars, im Rahmen einer Präsentation zur Zukunft der Mobilität vorstellen. Organisiert wird diese Veranstaltung von National Geographic, einem der Leitmedien zu den Themen Umwelt, Natur und Wissenschaft. National Geographic USA plant eine Fernsehserie zu dem Thema.

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