Hüttl wies auf die großen Unterschiede im Energiemix der einzelnen Länder hin – zum Beispiel Frankreich mit einem massiven Atomenergie-Anteil. Frankreich sei damals aus der Kohle ausgestiegen und habe auf Atom gesetzt. Unsere Nachbarn werfen uns jetzt vor, dass wir heute billige US-Kohle importierten und verfeuern – und damit die Luft verschmutzen.
Inzwischen seien die Erneuerbaren Energien mit einem Gesamtanteil von 27-28 Prozent aber auf dem Weg, beispielsweise die Braunkohle zu überholen. Allerdings habe die Volatilität der Erneuerbaren etliche Probleme zur Folge. Bei der Windenergie etwa hätten wir 40.000 MW Erzeugungskapazität – der deutsche Tagesverbrauch liege aber bei 35.000 MW. Ebenso hätten wir in der Photovoltaik ca. 40.000 MW, Bioenergie könne 8.000, Wasser 3.500 erzeugen. Das Ergebnis seien je nach Wetterlage große Exporte.
Kapitel Finanzierung:
Der Strompreis setze sich zusammen aus Netzentgelten, Steuern, der EEG-Umlage, die seien etwa zu gleichen Teilen am Strompreis beteiligt. Der Börsenpreis liege aber bei 3-4 Ct – die Differenz (20-22 Mrd. Euro) sei EEG-Umlage. Negative Strompreise entstünden immer dann, wenn dank der vorrangigen Einspeisung der Erneuerbaren ein Überangebot auf der Börse da sei, wenn man den Kunden also etwas dafür bezahlen müsse, damit sie den Strom abnähmen. Um diesen Effekt zu vermeiden regle man heute z. B. Windgeneratoren herunter – die Betreiber bekämen allerdings wegen der vorrangigen Einspeisung weiter die Vergütung. Was tun mit überschüssigem Windstrom? Lösung: Die Wasserspaltung und nachfolgende Methanisierung.
Ein wichtiges Kapitel ist laut Hüttl die Elektromobilität. Da müsse noch viel geschehen, denn von 44 Mio Autos auf deutschen Straßen seien derzeit nur 44.000 E-Autos. Die wiederum hätten aber nur Sinn, wenn sie mit regenerativem Strom fahren würden. Derzeit komme der Strom aber nur zu 28 Prozent aus erneuerbaren Quellen.
Als kritische Themen nannte Hüttl u.a.:
- Der Atomausstieg dürfe nicht zu Lasten des Klimaschutzes gehen.
- Geothermie müsse noch weiter vorangetrieben werden, denn sie ermögliche konstante Grundversorgung. Hüttl verwies auf das GFZ-Großexperiment auf Gut Groß-Schönebeck. Mit Tiefen-Geothermie könne man aber auch Energie speichern – Beispiel Berliner Reichstag: Dabei sei eine Rückgewinnung von 60-80 % möglich. Allerdings könne die Tiefen-Geothermie Erschütterungen hervorrufen, was bereits zu kritischen Diskussionen geführt habe.
- Schiefergas (Shale Gas) – das sogenannte Fracking oder Hydraulic Fracturing könne zwar inzwischen mit biologisch abbaubaren Stoffen betrieben werden, sei dann aber teurer.
- CCS (Carbon Capture and Storage) sei keine Option für Deutschland, nicht zuletzt wegen der mangelnden Akzeptanz – Hüttl sah CCS mehr als Option für Indien und China. Vor allem aber dann , wenn es als CCU („U“ = Utilisation) eingesetzt werde – mit dynamischem Speicher, dem das [[CO2]] nach erfolgter Wasserspaltung wieder zur Methanisierung, also zur Produktion künstlichen Erdgases entnommen werde. Hüttl zitierte taz-Autor Bernhard Pötter, der geschrieben hatte: „CCS nicht zu erforschen birgt mehr Risiken, als es nicht zu tun.“ (13.09.2013)
Hüttl schloss mit der optimistischen Zwischenbilanz: „Wir sind in der Energiewende cum grano salis gut unterwegs – sie wird uns aber noch länger beschäftigen“.
->Quellen:
- Eigene Aufzeichnungen GH
- http://tinyurl.com/pqez4yp