COP21 und Einstieg in kohlenstoffarme Wirtschaft
Die freiwilligen Beiträge der Länder (INDC = intended nationally determined contributions) zum geplanten Klimaabkommen in Paris reichen zwar (noch) nicht aus, um die globale Erwärmung auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen, warnt ein internationales Forscher-Team aus 16 Instituten, darunter das PIK-Potsdam. Aber sie könnten „zum Einstiegspunkt in eine kohlenstoffarme Wirtschaft werden, wenn COP21 einen Mechanismus zur Stärkung dieser Beiträge bis spätestens 2020 umfasst“.
In der Nachfolge des Kyoto-Protoolls einen Vertrag zu verabschieden, mit dessen Hilfe die globale Erwärmung auf maximal zwei Grad Celsius begrenzt werden soll, ist das große Ziel der UN-Klimakonferenz COP21 Anfang Dezember in Paris. Die Wissenschaftler liefern eine detaillierte Analyse des Umbaus des Energiesektors, der für die Umsetzung der INDC genannten Länderbeiträge (intended nationally determined contribution) notwendig wird, und untersuchen die Reichweite dieses Umbaus mit Blick auf die zwei-Grad-Leitplanke.
Breite Beteiligung: 123 INDCs eingereicht
„Bis zum 19.Oktober wurden 123 INDCs von 150 Ländern eingereicht, die insgesamt 86 Prozent der globalen Emissionen von 2012 abdecken. Eine so breite Beteiligung durch Länder aller Kontinente, aller Entwicklungsstufen und aller unterschiedlichen Positionen in den Klimaverhandlungen ist an sich bereits ein bedeutender Schritt für den Klimaschutz und ein Zeichen des Engagements für die Verhandlungen in Paris“, sagt Teresa Ribera, Projektleiterin und Direktorin des Institute for Sustainable Development and International Relations (IDDRI). „Die Beurteilung der INDCs sollte sich nach ihrem Potenzial richten, die umfassende Dekarbonisierung des Energiesektors auf den Weg zu bringen. Der Bericht macht deutlich, dass diese Transformation eingeleitet wird, allerdings zu langsam. Künftige Politikmaßnahmen und Ziele sollten im Einklang mit dem Ziel einer kohlenstoffarmen Wirtschaft bis 2050 stehen, untermauert mit konkreten Strategien, wie dies zu erreichen ist.“
Untersuchung der konkreten Bedeutung der INDCs für die Dekarbonisierung bis und nach 2030
Die vorliegende Analyse der INDCs wurde von der Europäischen Kommission gefördert und von führenden Forschungsgruppen aus Brasilien, China, Japan, Indien, den USA und Europa durchgeführt. Durch die Untersuchung der konkreten Bedeutung der INDCs für die Dekarbonisierung bis und nach 2030 – vom Energiesektor und Gebäuden bis hin zu Transport und Industrie – ergänzt der Bericht die bald erwarteten Einschätzungen des UN-Klimasekretariats UNFCCC und des UN-Umweltprogramms UNEP zu den INDCs und ihrer Bedeutung für die globalen Emissionen und das globale Temperaturziel.
“Die nationalen Klimaschutzbeiträge legen zwar den Grundstein für einen schnelleren weltweiten Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft, für die Einhaltung der 2-Grad-Grenze ist das jedoch noch nicht ausreichend”, sagt Elmar Kriegler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Das Pariser Abkommen sollte deshalb einen klaren Zeitplan aufstellen, wie Emissionsreduktionen stärker vorangetrieben werden können. Mechanismen zur Stärkung der INDCs bis 2020 wären notwendig, um ein klares Signal für den Übergang in eine kohlenstoffarme Wirtschaft an Investoren im Energiesektor und darüber hinaus zu senden.“
Zu viele Kohlekraftwerke bleiben am Netz
Besonders im Stromsektor werden Kriegler zufolge die INDCs zwar den Übergang zu erneuerbaren und anderen emissionsarmen Formen der Stromproduktion weiter vorantreiben. Mit Blick auf die zwei-Grad-Leitplanke reichten bislang jedoch das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Entwicklung wichtiger Maßnahmen zur [[CO2]]-Einsparung nicht aus. Elektrofahrzeuge, hochentwickelte Biotreibstoffe oder nachhaltige Stadtplanung blieben unter den INDCs zurück. Zudem würden zu viele Kohlekraftwerke am Netz belassen werden.
Folgt: Sechs grundsätzliche Kernaussagen des Berichts im Vorfeld der COP21