Forderungen und Vorschläge aus den sechs Foren
- Bildung und Verbraucherinformationen für nachhaltigen Konsum – hier ging es um schulische Verbraucherbildung; mit dem Beschluss der Kultusministerkonferenz sei dieser Prozess bereits weit gediehen; an den Universitäten gebe es dagegen noch große Defizite – allerdings habe Baden-Württemberg bereits ein Netzwerk von Universitäten; solche Beispiele sollte man im Programm stärker hinterlegen.
- Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Mobilität – hier spielte das Thema Antriebe eine wichtige Rolle: Hat die alte Wärmekraftmaschine noch Zukunft? Bald sollte sie in den Städten nichts mehr zu suchen haben. Konsens habe im Forum darüber bestanden, dass in den Städten mehr und mehr intermodales Verkehrsverhalten zu erkennen sei (Fahrrad, Carsharing, ÖPNV). Anders auf dem Land, dort werde das Auto noch lange die bestimmende Rolle spielen. Die Politik müsse die Regeln ändern, durch Parkraumbewirtschaftung, durch Grenzwerte, die seien noch zu sehr auf die Verbrenner zugeschnitten. Aber die Politk allein werde das nicht einfach ändern können – jeder müsse selbst seinen Beitrag leisten.
- Gestaltungspotenziale von Großverbrauchern und öffentlicher Hand – das sei von den Ausschreibungen von Fahrstühlen auf Bahnhöfen bis zum Vertrieb von Mobiltelefonen ein weites Feld. Nachaltige Kriterien müssten in der öffentlichen Beschaffung klar definiert werden. Vorgaben für nachhaltige Kriterien müssten her – nicht mehr der günstigste Anbieter dürfe zum Zug kommen. Die Beschaffer hätten aber ein Zeitproblem, denn oft gebe es zu wenig Zeit für eine umweltgemäße Prüfung. Mehr Information und Schulung seien ebenfalls nötig. Die Branchen sollten selbst Standards enwtickeln, die Beschaffer wiederum müssten ihre Marktmacht durch Zusammenschlüsse auszunutzen versuchen.
- Teilhabe ermöglichen – Soziale Innovationen stärken für nachhaltigen Konsum: Hier wurden von neuen Zielgruppen (Migrantenorganisationen, Teilhabe in Umweltpolitik, Caritas-Stromcheck) ausgehende Initiativen hervorgehoben. Das stehe noch sehr am Anfang und habe Ambivalenzen, entferne sich manchmal von der Nachhaltigkeit, wie beispielsweise das Carsharing, wenn sie nur vom Markt her gesehen würden. Die Politik sei gefragt, damit sich soziale Innovationen auch ausbreiten könnten – ein Balanceakt: Wie sehr soll Politik in solche Felder reingehen? Am besten wäre eine Art Enabler-Position. Häufig seien aus Protest und Problematisierung von Verhältnissen entstehend soziale Innovationen der „Ort der Aushandlung“. So seien Ökodörfer längst nicht mehr Spinner, sondern erhielten zunehmend Anerkennung.
- Strategien für eine nachhaltige Ernährungspraxis – Ernährung werde oft vergessen, sei aber ein zentrales Konsumfeld (wie die WHO-Schlagzeile zum Thema „Fleisch“). Bei nachhaltiger Ernährung seien über die drei klassischen Dimensionen der Nachhaltigkeit hinaus zwei weitere, nämlich Kultur und Gesundheit zu berücksichtigen. Oft werde die Ernährung zu Unrecht als letzte private Domäne empfunden. Dabei gebe es eine gemeinsame Verantwortung von Markt und Politik – bis hin zum Marktversagen. Entlang der Wertschöpfungskette müssten sich die Verbraucher vernetzen. Außer-Haus-Verpflegung biete große Chancen der Verhaltensänderungen mit Effekten für die Privathaushalte.
- Wohnen und Arbeiten mit einem Mehr an Nachhaltigkeit – das letzte Forumsthema habe eine Schnittmenge bei nachhaltigen Produkte und nachhaltigen Nutzungsszenarien. Bei nachhaltiger Produktgestaltung fehle es noch weit. Der Gesetzgeber solle klare Haftungsbedingungen bei gemeinsamer Nutzung von Produkten schaffen. Für die Produktinnovationen selbst gelte: es gehe nicht so sehr um die Produkte selbst, als um deren Nutzung: Eigentum an Produkten löst sich mit der Zeit auf. Das „Klammern“ an Immobilien müsse sich ebenfalls auflösen, hier werde es besondere soziale Innovationen geben. Es gebe bereits viele Initiativen wie Kleidertauschbörsen und Carsharing, die seien zwar noch nicht die Rettung der Welt, aber hochskaliert könnten Feldexperimente später im Großen weitergelebt werden. Die Zusammenarbeit zwischen Politik und Graswurzelarbeit müsse mit Zuhören und Aufnehmen verstärkt werden – die sogenannte ermöglichende Verwaltung müsse Alltagswissen bedenken und Hindernisse aus dem Weg räumen.
Folgt: „Veränderungen aus weichem Politikfeld“