„Exekutivdirektor emeritus und Honorary Senior Fellow“
Adrienne Göhler, grüne Senatorin a.D., wollte Nachhaltigkeit umfassender verstanden wissen. Denn eine Dimension fehle, das habe Töpfer selbst mehrfach bedauert: die Kultur. Von „Säulen“ wollte Göhler nichts wissen, „denn Säulen können nicht miteinander kommunizieren. Die stehen im Gegenteil ziemlich dumm herum“. Göhler wies darauf hin, dass Töpfer selbst immer wieder das Fehlen der kulturellen Dimension bedauert habe.
Der Neue, Töpfers Nachfolger auf dem Stuhl des Exekutivdirektors am IASS, der Stuttgarter Risikoforscher Prof. Dr. Ortwin Renn, bekräftigte, dass auch unter seiner Leitung das IASS weiter Brücken schlagen werde. „Wenn wir mit der Nachhaltigkeit weiterkommen wollen, müssen wir im Verhältnis zwischen den Naturwissenschaften, den Sozial-, Technik- und Kulturwissenschaften weiterkommen“. Renn betonte, das IASS habe vorrangig einen wissenschaftlichen Auftrag. Dabei solle es der Brückenbildung zwischen den wissenschaftlichen Disziplinen dienen und gleichzeitig den Diskurs mit den betroffenen Menschen suchen.
Töpfer-Zitat: „Toleranz erwächst nicht gedankenlos aus der eigenen Beliebigkeit. Sie gewinnt ihren Weg gerade aus der Tatsache, dass man selbst eine eigene, das Handeln verpflichtende Wertorientierung hat. Die Rolle der Wissenschaft ist dabei nicht die emsige Suche nach Bestätigung, sondern das nimmermüde, hartnäckige Forschen nach der Widerlegung des aktuellen Wissens.“ Töpfer wurde vom IASS zum „Exekutivdirektor emeritus und Honorary Senior Fellow“ ernannt.
Töpfer konterte die Lobesreden auf seine typische Weise: „Niemand ist so schlecht wie sein Ruf, und niemand so gut wie sein Nachruf“. Er erinnere sich noch gut an seinen Anfang im Kabinett Kohl, damals habe Norbert Blüm ihm gesagt, in der Übersetzung des Bibelspruchs „wer sich erniedrigt, wird erhöht werden sei ein Fehler – es müsse vielmehr heißen: „…will erhöht werden“.
Der wissenschaftliche Direktor am IASS, Mark Lawrence, und bis Renn startet, auch geschäftsführender, unterstrich am Ende seiner Moderation seine feste Überzeugung, dass der scheidende IASS-Gründungsdirektor auch in Zukunft im Sinne der Nachhaltigkeit unterwegs sein werde. „Keiner auf der Welt hat die Fahne für die Nachhaltigkeit so hochgehalten wie Klaus Töpfer“. Eigentlich habe sich für Klaus Töpfer nichts Wesentliches verändert. „Sein Terminkalender ist weiterhin übervoll“, und dass er irgendwie kürzertreten werde, sei nicht zu erwarten. „Wir alle können sehr sicher sein, dass in den nächsten Jahren weitere großartige Beiträge von ihm kommen werden“, sagte Lawrence.
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