Symposium fragte nach Veränderungsprozessen im Anthropozän
Vorausgegangen war der Abendveranstaltung ein ganztägiges Symposium am IASS, bei dem renommierte Teilnehmer aus dem In- und Ausland unter dem Titel „Wissenschaft, Politik und gesellschaftliche Transformation im Anthropozän“ Schlüsselfragen nachhaltiger Entwicklung wie Klimawandel, Energiewende und den Schutz von Ressourcen diskutierten. Welche Formen von Governance sind Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung? Was kann die Rolle der Wissenschaft – und damit des IASS – sein an der Schnittstelle von Politik und Gesellschaft bei der Umsetzung der von der Weltgemeinschaft im September verabschiedeten nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs)? Welche innovativen Antworten wurden bereits entwickelt und welche werden für die kommenden Jahre benötigt? Wie kann das vorhandene Wissen besser umgesetzt werden und wie gewinnen wir neues Wissen?
Adnan Amin, Generaldirektor der Internationalen Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA) und seit 20 Jahren Wegbegleiter Töpfers, zeigte am Beispiel der Energiewende, wie radikal eine erfolgreiche Transformation zugleich Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik verändert hat: Das Businessmodell für große Strommonopolisten sei verschwunden, allein in Deutschland seien Tausende von Bürgern nun selbst zu Stromproduzenten geworden und damit die Herausforderung entstanden, diese zu orchestrieren und durch innovative technologische Entwicklungen zu unterstützen. Dies wurde im Verlauf des Symposiums von Carlo Jaeger, Direktor des Global Climate Forums, aufgegriffen, der die Chancen und Impulse von Nachhaltigkeitstransformationen herausstellte.
Schellnhuber fordert zu Solidarität mit künftigen Generationen auf
Klimaexperte Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) sowie einer der Gründungsväter des IASS , demonstrierte, dass selbst das politische Zwei-Grad-Ziel, sollte es tatsächlich erreicht werden können, das Gesicht des Planeten verändern würde. Bei vier Grad oder noch mehr seien die Folgen für Mensch und Planet umso gravierender, sogenannte Kipppunkte des Erdsystems würden ausgelöst und der Meeresspiegel könnte um bis zu 15 Meter steigen. Als Gegenmittel empfahl er, in Anlehnung an Rousseau, einen Gesellschaftsvertrag für das 21. Jahrhundert zu entwickeln und umzusetzen: „Wir brauchen Solidarität mit den noch unbekannten zukünftigen Generationen, basierend auf Vernunft.“
Alexander Müller, früherer Senior Fellow und Generalsekretär ad interim am IASS, betonte, die Umsetzung der SDGs in all der Komplexität ihrer 17 Ziele könne nur gelingen, wenn sie wissensbasiert geschehe und alle Stakeholder einbezogen würden. Dafür müssten – wie am IASS vorangetrieben – an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik Wissensplattformen geschaffen und geeignete Prozesse entwickelt werden, die in den kommenden zwei bis drei Jahren an ausgewählten Beispielen belegen, dass der SDG-Prozess tatsächlich transformativ wirken kann. Ashok Khosla, Co-Vorsitzender des International Ressource Panels von UNEP und ebenfalls langjähriger Wegbegleiter Töpfers, zeigte auf, dass die Klimaerwärmung nur begrenzt werden könne, wenn es gelinge, den Verbrauch von Ressourcen mit dem Wunsch nach Wohlbefinden aller Menschen zu versöhnen.
Transdisziplinarität sei das geeignete Instrument für die dringend notwendige gesellschaftliche Transformation zu nachhaltiger Entwicklung, unterstrich Klaus Töpfer in seinem Schlusswort mit einem Dank an alle Symposiums-Teilnehmer: „Wir brauchen so ein Institut wie das IASS und wir konnten hier etwas schaffen, das gebraucht wird.“ (Bericht Symposium: Corina Weber, IASS
->Quellen:
- Eigene Aufzeichnungen (und Fotos)
- tagesspiegel.de
- Symposium: iass-potsdam.de