Umweltaktivisten und Skeptiker
Seit es Diskussionen um den Zustand und die Veränderung der Umwelt gibt, treten sowohl „Warner” als auch „Entwarner” auf. Die einen warnen vor den Auswirkungen unserer Aktivitäten auf die Umwelt und vor deren negativen Folgen, die auf uns zurückfallen könnten (Umweltaktivisten). Die anderen hingegen geben Entwarnung, bezeichnen die Warnungen als übertrieben und erklären, die Folgen seien nur halb so schlimm oder vernachlässigbar (sogenannte Skeptiker). Die Beurteilung der Folgen und möglicher Gegenmaßnahmen ist nicht zuletzt eine Frage der Wertsetzung. Die „Warner” messen der Umwelt und der zukünftigen Entwicklung eine große Bedeutung bei und sind bereit, für eine bessere Zukunft Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Die „Entwarner” möchten keine Bequemlichkeiten oder Gewohnheiten aufgeben und sehen die Zukunft als weniger wichtig an. Sie verdrängen mögliche Probleme und hoffen darauf, dass sich schon irgendeine Lösung finden wird. Für einige Menschen wird die jeweilige Einstellung zu einem Dogma. Sie setzen sehr viel Zeit und Energie ein, um ihre Positionen darzustellen und in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Skeptiker: Für Laien schwer zu beurteilen
Die Umweltaktivisten geben sich zumeist klar als solche zu erkennen (Umweltorganisationen). Schwieriger zu beurteilen sind hingegen die sogenannten Skeptiker in der Klimafrage: Als solche treten neben Privatpersonen auch Vertreterinnen und Vertreter aus dem Journalismus oder aus anderen Fachgebieten auf. Für Außenstehende ist es aufgrund der Komplexität der Problematik kaum erkennbar, ob nun ein Bericht tatsächlich aus der Forschung stammt und den zugehörigen Qualitätskriterien entspricht, oder ob es sich um irgendeine „Geschichte” handelt. Gezielt wird primär alles gesammelt, was – zumindest auf den ersten Blick – gegen eine durch den Menschen verursachte Klimaerwärmung sprechen könnte. Die Skeptiker geben ihren Texten bewusst den Anstrich der Wissenschaftlichkeit, indem sie sehr viele Zitate verwenden. Zumeist zitieren sie jedoch lediglich Zeitungsberichte, ungeprüfte „Ergebnisse” Gleichgesinnter oder einzelne ausgewählte und häufig aus dem Zusammenhang gerissene Forschungsresultate. Solche „Resultate” sind mit viel weniger Aufwand verbunden als seriöse Forschungsarbeiten mit Begutachtung sowie intensiver Überarbeitung und können deshalb in viel größerer Zahl produziert und veröffentlicht werden. Die Skeptiker beschäftigen sich weniger mit Forschung, sondern legen das Hauptgewicht auf die Verbreitung ihrer Meinungen in der Öffentlichkeit. In der Wissenschaft hingegen liegt das Hauptaugenmerk auf der Forschung und der Zusammensetzung vieler Einzelerkenntnisse zu einem Gesamtbild. Nur ein Teil dieser Erkenntnisse und Ergebnisse gelangt an die Öffentlichkeit. Dadurch kann bei Außenstehenden der Eindruck erweckt werden, die Diskussion in der Wissenschaft sei sehr kontrovers mit etwa gleich vielen Meinungen auf beiden Seiten. Hierbei spielt auch die Neigung der Medien eine Rolle, besonders gerne „ketzerische” Aussagen gegen die Hauptlinie herauszustellen.
In Büchern wird der wissenschaftliche Konsens „widerlegt”
Skeptiker veröffentlichen oft Bücher oder Artikel in Tageszeitungen oder Magazinen. Darin behaupten sie, die wissenschaftlichen Erkenntnisse mit ihren Thesen zu widerlegen. So sei die Sonne für die Klimaänderungen verantwortlich, „und damit fällt die Treibhaus-Katastrophen-Theorie in sich zusammen“, schreibt beispielsweise N. Calder in seinem Buch „Die launische Sonne“. Dirk Maxeiner behauptet in einem Zeitungsartikel „das Geschwätz vom drohenden Kollaps des Weltklimas beruht auf fragwürdigen Annahmen” und Ulrich Berner betont in seinem Buch „Klimafakten“, dass sich das Klima auch schon in der Vergangenheit geändert habe und wir deshalb heute nicht vor einer neuen Situation stehen würden. Ihre Quellen stammen, so schreibt etwa D. Maxeiner, „häufig schlicht aus der Zeitung”. Daher werden auch Aussagen widerlegt, die von der Forschung gar nicht getroffen wurden. In der Wissenschaft spricht zum Beispiel niemand vom baldigen Abschmelzen der Antarktis, trotzdem taucht diese Aussage im Buch „Öko-Irrtümer” an vorderster Stelle auf. Beliebt ist auch die gezielte „Überarbeitung” grafischer Darstellungen von Beobachtungsdaten. Zum Repertoire der Skeptiker gehören falsche Achsenbeschriftungen, die gezielte Auswahl und falsche Interpretation bestimmter Daten (zum Beispiel das Herausgreifen zu kurzer Zeitabschnitte, die für das Klima nicht repräsentativ sind), die Fortschreibung von Kurven mit Daten, die überhaupt nicht zur ursprünglichen Kurve passen bis hin zur Fälschung von Darstellungen.
Diskreditierung des IPCC
Da in der Wissenschaft häufig kein schriftlicher Konsens verfasst wird, ist es für Kreise mit abweichender Meinung meist relativ einfach, sich diejenigen Resultate herauszupicken, die – zumindest auf den ersten Blick – ihre Ansicht stützen. Weil die Erkenntnisse aus der Klimaforschung jedoch aufgrund der umfassenden Arbeiten des IPCC breit abgestützt sind, wird versucht, die Glaubwürdigkeit des IPCC und dessen Autorinnen und Autoren zu schwächen, damit die Aussagen angreifbar werden. Zusätzlich betonen Skeptiker immer wieder die bestehenden Unsicherheiten und offenen Fragen, um dadurch die vorliegenden Ergebnisse als zweifelhaft darzustellen.
Gleichbleibende Argumente
Die Skeptiker argumentieren meist nach einem sehr ähnlichen Muster: Zwar stellen sie die gegenwärtige Erwärmung nur noch in wenigen Fällen in Abrede, doch bezeichnen sie diese als natürlichen Vorgang und bestreiten als Ursache die anthropogenen Treibhausgasemissionen. Dabei ziehen sie häufig Entwicklungen aus der Vergangenheit als Beispiele heran, ohne zu beachten, dass die früheren Entwicklungen mit den Vorgängen während der letzten Jahrzehnte zum Teil gar nicht vergleichbar sind. Zudem haben sich viele dieser Entwicklungen auf ganz anderen Zeitskalen abgespielt oder bezogen sich auf geographisch begrenzte Gebiete. Oft ziehen die Skeptiker Zitate oder einzelne Resultate aus dem Zusammenhang der wissenschaftlichen Arbeit, damit diese ins gewünschte Bild passen. Auch fußt die Argumentation häufig auf Arbeiten, die in der wissenschaftlichen Diskussion längst widerlegt wurden.
->Quellen und Ausgewählte Basisliteratur zur Klimaforschung und „klassische Werke” der Skeptiker
- umweltbundesamt.de/klimawandel-skeptiker
- Basisliteratur Klimaforschung
- Einschlägige Skeptiker-Bücher
- Der Klimawandel. Diagnose, Prognose, Therapie. S. Rahmstorf und H. J. Schellnhuber: Verlag C.H.Beck oHG, 6. Aufl. 2007. (144 Seiten)
- Klimatologie. C.-D. Schönwiese: Ulmer-UTB, Stuttgart, 2. Aufl. 2003. (436 Seiten)
- Anthropogener Klimawandel.U. Cubasch und D. Kasang: Klett-Perthes, Gotha/Stuttgart, 2000. (128 Seiten)