Straßenverkehr in der Diskussion – bisher schwache Bilanz
„Das Verkehrswesen könnte eine wesentliche Straßensperre auf dem Weg zur Vermeidung des gefährlichen Klimawandels darstellen“, so eine Pressemitteilung aus dem Berliner Mercator Research Institute. Wenn jedoch die Weichen richtig gestellt würden, ließen sich bis 2050 die verkehrsbedingten Emissionen nahezu halbieren, schreiben Klimaforscher in einer am 19.11.2015 im Fachmagazin Science erschienenen Studie des („Transport: A roadblock to climate change mitigation?“).
Damit zeigen die Forscher kurz vor der Weltklimakonferenz in Paris einen Lösungspfad für den Transportsektor zur Vermeidung des Klimawandels auf. Dieser ist bereits jetzt für 23 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich – und bis 2050 sollen sich die Emissionen laut Szenarien des Weltklimarates IPCC verdoppeln, wenn China und Indien sich weiter so rasend motorisieren. Soll die Zwei-Grad-Grenze nicht überschritten werden, müssen die Verkehrs-Emissionen bis 2050 aber stabilisiert werden. Mindestens, denn wenn andere Sektoren weniger CO2 einsparten, als erhofft, müsse der Verkehr wesentlich mehr reduzieren – bis zu 50 Prozent.
Leitautor Felix Creutzig (TU und MCC Berlin) nimmt vor allem den Autoverkehr in den Blick, weil dieser den größten Emissionsanteil habe: Der Spritverbrauch der Verbrennungsmotoren müsse sinken und deren Nutzung abnehmen. Die Forscher verlangen, dass der öffentlichen Nahverkehr in den Städten stärker gefördert werde – laut Creutzig steigen besonders in Metropolen viele Menschen auf umweltfreundliche Fortbewegungsmittel um und die Nachfrage nach Elektroautos steige. „Elektromobilität im großen Stil könnte entscheidend dafür sein, dass die CO2-Emissionen im Transportsektor bis 2050 halbiert werden“, sagt Creutzig, der zuletzt im Weltklimabericht des IPCC maßgeblich zum Transportkapitel beitrug. Teil einer solchen groß angelegten Elektromobilität seien auch Car-Sharing-Konzepte, elektrische Fahrräder und der Schienenverkehr. Die Elektromobilität setze sich jedenfalls in den nächsten Jahrzehnten durch. Arbeiten zu Hause – im „Homeoffice“ – würde zudem Sprit sparen. Auch eine bessere Stadtplanung mit mehr Fußgängerzonen und Fahrradwegen könnte Einsparungen bringen.
Der Spielraum sei groß: In Deutschland etwa sei die durchschnittliche Zahl der zurückgelegten Kilometer gestiegen, die Kohlendioxid-Emissionen des Pkw-Verkehrs seit 1995 nur um zwei Prozent gesunken. Die Wissenschaftler rechnen vor, dass Elektroautos günstiger geworden seien: Die Kosten für eine Kilowattstunde Batteriekapazität seien seit 2007 von rund 940 auf 375 Euro gesunken.
[note Dass die Weichen bisher nicht sonderlich richtig gestellt wurden, geißelte Fritz Vorholz soeben auf zeit-online – „Oberpeinlich“ sei die Emissions-Politik von Verkehrsminister Dobrindt: „Oberpeinliche Bilanz für Dobrindt – Geradezu vernichtend ist, was die Experten (der vierköpfigen Monitoring-Kommission der Bundesregierung zur Enerwiewende) zur Emissionsminderung im Verkehr mitzuteilen haben. Hier soll der Energieverbrauch bis 2020 um 10 Prozent sinken (im Vergleich zu 2005). Dieses Ziel werde – und das ist oberpeinlich für den Verkehrsminister – nicht einmal ‚ausreichend ernst genommen‘, so die Experten. Deshalb sei die Zielerreichung ‚in weite Ferne gerückt‘, im Verkehr laufe die Entwicklung ’sogar in die falsche Richtung‘. Erforderlich sei nun eine ‚integrierte Strategie zum Mobilitätssystem‘, die Infrastruktur- und Raumplanung aufeinander abstimmt sowie die Planungen für Straße und Schiene, öffentlichen Verkehr und Individualverkehr. Auch die Fokussierung der Debatte auf batteriebetriebene Elektrofahrzeuge kritisiert die Kommission: ‚Für den Langstreckeneinsatz und insbesondere für den Straßengüterverkehr ist der Brennstoffzellenantrieb aus heutiger Sicht die vielversprechendste Technologie.'“]
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