Weltgrößter Versicherer steigt aus Kohle aus
Die Allianz, weltgrößter Versicherer und einer der fünf größten Finanzinvestoren, kündigte überraschend an, dass sie ihre Investitionen aus dem Klimakiller Kohle abziehen wird. Insgesamt handelt es sich um ein Volumen von vier Milliarden Euro, der größte Teil davon in Anleihen. Stattdessen setzt die Allianz nun auf Windkraft – berichtet u.a. Energiezukunft unter Bezug auf ZDF-Frontal21.
„Wenn ein Versicherer in den Deutschlandtrends bei Twitter erscheint, dann muss etwas Besonderes passiert sein. In der Regel haben die Social-Media-Aficionados andere Schwerpunkte als Hausratverträge oder Niedrigzinsen. Die Allianz aber hat es geschafft, sich im Ranking des Kurznachrichtendienstes ganz weit oben zu platzieren, irgendwo zwischen der Meldung über einen abgeschossenen russischen Kampfjet und dem Hashtag #Schnee. Und das nicht ohne Grund, denn was der Versicherer angekündigt hat, werten Umweltaktivisten und Klimaschützer als Indiz für eine Zeitenwende.“ (aus: versicherungsbote.de)
„Die Allianz steigt aus der Kohle aus. Wir werden nicht mehr in Bergbau- und Energieunternehmen investieren, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes beziehungsweise ihrer Energie-Erzeugung aus Kohle generieren“, erklärte Allianz-Chefinvestor Andreas Gruber den aufsehenerregenden Schritt im Interview mit dem ZDF-Magazin Frontal21. In den kommenden sechs Monaten will der Versicherer die Aktien von diesen Kohlefirmen verkaufen. Zudem werden Anleihen im Kohlebereich nicht verlängert und laufen aus.
„64 Prozent der Deutschen ist es wichtig, dass ihr Geld klimafreundlich angelegt wird. Das ergab eine aktuelle Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag von Frontal21. Klimaschützer wollen nun auch in in Deutschland durchsetzen, dass sich Banken und Versicherungen von umweltschädlichen Geldanlagen trennen. Denn in anderen Ländern zeigt das Umdenken bereits erste Wirkungen: Große Fonds, Versicherungskonzerne und Stiftungen beginnen ihre Investitionen aus fossilen Energieunternehmen abzuziehen.“ (zdf.de/frontal-21).
In den vergangenen Jahren hatte es große Kritik an den klima- und umweltschädlichen Investitionen der Allianz gegeben. Besonders die deutsche Umweltorganisation urgewald zeigt die Machenschaften deutscher und internationaler Konzerne auf und startete mit „Paris Pledge“ eine große Divestment-Kampagne im Vorfeld der UN-Klimaverhandlungen in Paris. Offenbar mit großem Erfolg, denn die Allianz orientiert sich bei ihrem Beschluss am Divestment-Ansatz von urgewald und des Norwegischen Pensionsfonds. Dieser hatte als größter staatlicher Fonds der Welt bereits vor einigen Monaten auch auf Druck von urgewald und der Öffentlichkeit eine Divestment-Strategie zum Ausstieg aus der Kohlefinanzierung beschlossen. (Siehe auch: solarify.eu/piketty-und-jackson-rufen-zum-divestment-auf und solarify.eu/klimawandel-und-finanzmaerkte)
Allianz will Zeichen setzen
„Wir wollen damit die Verhandlungen auf dem Klimagipfel in Paris im Dezember unterstützen, aber auch ein Zeichen setzen an unsere Branche und an die Kapitalmärkte“, begründete Gruber den Schritt der Allianz. Gleichzeitig kündigte er an, die Investitionen von bereits zwei Milliarden Euro in die Windenergie in den kommenden Jahren zu verdoppeln. „Hier erwarten wir eine Rendite von fünf bis sechs Prozent für unsere Kunden.“ Insgesamt verwaltet der größte Versicherer der Welt etwa 2.000 Milliarden Euro, die größtenteils aus Rücklagen für die Altersversorge stammen.
Die Entscheidung der Allianz hat natürlich auch wirtschaftliche Gründe. Denn die Kohleindustrie hat vor allem in den Industriestaaten aufgrund des Klimawandels keine vielversprechende Zukunft mehr vor sich, Experten befürchten zudem das Platzen einer Kohlenstoffblase. Dennoch zeigt sich urgewald zufrieden: „Die Allianz zeigt, dass sie nach Jahren der Kritik gegen ihr Kohlegeschäft doch lernfähig ist. Das nun verkündete Divestment ist, wenn es konsequent umgesetzt wird, ein riesiger Schritt mit Vorbildfunktion für die gesamte Finanzbranche“, sagt Katrin Ganswindt, Kohle-Expertin von urgewald. „Besonders freut uns, dass die Allianz ihren Schritt nicht nur mit finanziellen Argumenten gegen das Hochrisikogeschäft Kohle begründet, sondern auch mit Maßnahmen für den Klimaschutz“, so Ganswindt.
Folgt: Vorbilder Axa und Rockefeller