Vor COP21: Meere im Fokus

Stärkster El Niño seit 15 Jahren

Der jetzige El Niño sei der „stärkste seit mehr als 15 Jahren“, sagte Jarraud Mitte November. Nach Angaben der WMO wird sich der derzeitige El Niño gegen Ende dieses Jahres noch verstärken: Die Temperaturen des Oberflächenwassers in Teilen des tropischen Pazifiks dürften demnach während der El Niño-Periode zwei Grad höher liegen als normalerweise.

Der Klimaforscher Hugues Goosse von der belgischen Université catholique de Louvain, Mitautor von Susan Lozier, sieht die Ozeane ebenfalls als stark vom Klimawandel betroffen. Ozeane lagerten sowohl Wärme als auch CO2 ein und seien daher ein Schlüsselelement des Klimasystems. „Sie sind Teil der Lösung“, sagt Goosse. Doch sie reagieren eben auch auf die Veränderungen in diesem Klimasystem – so werde erwartet, dass die Weltmeere künftig nicht mehr so viel CO2 aufnehmen können.

Der Schweizer Klimaforscher Thomas F. Stocker bezeichnet diese Fähigkeiten der Weltmeere im Science-Magazin als „silent services“, stille Dienstleistungen. Als essentiell sieht er drei dieser Dienste: So nähmen die Ozeane erstens mehr als 90 Prozent der überschüssigen Energie aus dem Klimasystem auf. Die Aufnahme der Wärme durch die Ozeane verlangsame die Erwärmung der Atmosphäre. Doch die Wärmeaufnahme werde sich in der Zukunft abschwächen – ernstzunehmende Konsequenzen seien die Folge, so Stocker.

Zweitens nähmen die Weltmeere überschüssiges Wasser auf, das durch rapide abschmelzende Gletscher und Eisschichten Grönlands und der Antarktis auftritt. Der Preis dafür, so Stocker: Ein Anstieg des Meeresspiegels, der Küstengemeinden und tiefliegende Inseln bedrohe. Fast 50 Prozent dieses Anstiegs sei auf dieses überschüssige Wasser zurückzuführen.

Meere speichern CO2

Als dritte wesentliche Leistung nennt Stocker schließlich die Speicherung der menschengemachten CO2-Emissionen. Er zitiert eine Schätzung, nach der fast 30 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes aus dem Jahr 2013 in die Meere aufgenommen wurden. Der Preis dafür sei die Versauerung des Wassers, so Stocker. Mögliche Auswirkungen einer Ozeanversauerung auf Meereslebewesen könnten unter anderem Veränderungen der Fortpflanzungserfolge sein.

Angesichts der Leistungen der Weltmeere wirft Stocker die Frage auf, warum dem Zustand der Ozeane im Gegensatz zu den Veränderungen des Klimawandels an Land so wenig Aufmerksamkeit beigemessen werde. Immerhin blickt eine Tagung auf dem Klimagipfel in Paris auf die Rolle der Ozeane: So richten Organisationen wie The Global Ocean Forum und das Umweltprogramm der UN den „Oceans Day“ aus.

„Das Klima der Erde und des Ozeans sind in einer Art und Weise grundlegend miteinander verbunden, die wir noch nicht komplett verstehen“, erklären die Meeresexperten, zu denen Lozier und Goosse gehören. Für sie bleiben noch zu viele Fragen offen, sagt auch Lozier: „Wir wissen nicht genug.“

->Quellen: