Kanada und Chile gehen voran
Erst kürzlich hat die kanadische Provinz Alberta, bekannt als Ölproduzentin, eine umfassende CO2-Steuer eingeführt. Vergangenes Jahr hat Chile in Südamerika etwas Ähnliches angekündigt. Andere Staaten denken darüber nach.
Die neue Forschung basiert auf einem innovativen spieltheoretischen Modell – einer Computersimulation des strategischen Verhaltens von Finanzministern auf dem globalen Kapitalmarkt. Zusätzlich beziehen die Berechnungen auch die Interaktionen von Regierungen und privaten Akteuren mit ein. Die Methode ist durch andere ökonomische Studien erprobt. Empirische Fakten lassen sich gut abbilden, wie etwa der Steuerwettbewerb einer globalisierten Wirtschaft, der oft zu einer Unterversorgung von Infrastruktur-Investitionen führt. „Wir haben jedoch herausgefunden, dass Länder mit CO2-Steuern keine Nachteile durch eine großflächige Verlagerungen von Kapital hätten, denn der wirtschaftliche Effekt durch verbesserte Infrastruktur – die natürlich für Unternehmen die Produktionsbedingungen verbessert – wäre sehr viel größer“, erklärt Franks.
Weltklimagipfel Paris: CO2-Steuern als Wendepunkt?
Die Studie bringt belastbare Ergebnisse auf der Ebene von Konzepten, kann aber keine Daten für einzelne Länder liefern und keine konkreten Zahlen für den volkswirtschaftlichen Effekt der Bepreisung. Dies wäre nun der nächste Schritt in der Forschung, so die Autoren.
„Während die Klimaverhandlungen in Paris sich auf Mengenziele zur CO2-Reduktion fokussieren, zeigt unsere Arbeit, dass Preisziele höchst effektive Werkzeuge sein können“, betont Edenhofer. „Für einige Länder würde eine CO2-Besteuerung am besten funktionieren. Andere – wie die Europäische Union oder China – stützen sich auf Emissionshandelssysteme, die den gleichen Effekt haben können, jedenfalls wenn in ihnen ein Minimalpreis für CO2 eingeführt wird. Trotz des Fortschritts bei der Ausweitung solcher Bepreisungssysteme sind die Auswirkungen auf das Gemeinwohl, wenn die Einnahmen in die Verbesserung der Infrastrukturen investiert werden, bis heute stark unterschätzt worden. Die Debatte über CO2-Steuern könnte jetzt ein wichtiger Wendepunkt für die globale Klimapolitik sein“.
Die Studie wurde ausgezeichnet als “Best Overall Paper” bei der dritten Jahreskonferenz der Green Growth Knowledge Platform, einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), der Organisation für ökonomische Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der Weltbank.
Artikel: Franks, M., Edenhofer, O., Lessmann, K. (2015): Why Finance Ministers Favor Carbon Taxes, Even If They Do Not Take Climate Change into Account. Environmental and Resource Economics [DOI:10.1007/s10640-015-9982-1]
->Quelle: www.pik-potsdam.de