Schellnhuber warnt vor Massenflucht
Mit einem drastischen Bild warnt der Direktor des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) Hans-Joachim Schellnhuber zu Beginn des Pariser Klimagipfels COP21 vor katastrophalen Folgen der Erderwärmung: In manchen Erdregionen könnte es bis zu 60 Grad und mehr heiß werden, falls die Erderwärmung nicht gestoppt werde. Die Folge seien massive Fluchtbewegungen in Richtung Europa. „Der Klimawandel ist wie ein Asteroideneinschlag in Super-Zeitlupe. Und deshalb ist er eine riesige psychologische Herausforderung: Wir verdrängen ihn wegen seiner Langsamkeit“, sagte Schellnhuber der Wochenzeitung Bild am Sonntag.
Laut Schellnhuber (jüngstes Buch: Selbstverbrennung) „droht etwa die Entstehung unbewohnbarer Regionen mit 60 Grad und mehr. Wenn der Klimawandel ungebremst fortschreitet, und wir am Ende des Jahrhunderts eine Weltbevölkerung von elf Milliarden Menschen haben, dann wird es massive Fluchtbewegungen Richtung Europa geben.“
Schellnhuber nannte Bild am Sonntag fünf Thesen:
- Der Klimawandel ist in vollem Gange, als Beleg nannte er „den stärksten Wirbelsturm der östlichen Hemisphäre aller Zeiten“ 2013 auf den Philippinen, dann mit „Patricia“ den stärksten jemals gemessenen Hurrikan. Der November sei in Deutschland bis zu 18 Grad warm gewesen.
- Viele werden vor dem extremen Klima aus unbewohnbaren Regionen fliehen müssen (siehe: solarify.eu/klima-krieg-und-flucht)
- Das Problem ist in unseren Köpfen – unsere Art zu wirtschaften müsse „sich grundlegend verändern. Die Frage ist nur, ob die Bereitschaft dazu schnell genug entsteht.“
- Die Politik müsse handeln und die Zwei-Grad-Grenze „in internationales Recht“ überführen. Dazu „eine überzeugende Vision, wie man im 21. Jahrhundert ein gutes Leben auf nachhaltige Weise führt“.
- Jeder kann etwas bewirken – beim Autokauf oder bei der Ernährung: „Der Konsument ist mächtig.“
2015 erneut mit Wärmrekord
Schellnhuber erwartet unter Bezug auf jüngste Messdaten aus den USA „zu 99 Prozent“, dass 2015 erneut einen Wärmerkord aufstellt. Vor kurzem hatte die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) mitgeteilt, dass 2015 den Rekord von 2014 brechen könnte und die globale Durchschnittstemperatur um ein Grad über dem langjährigen Mittel liege. Damit wäre 2015 das fünfte Rekordjahr in Folge. WMO-Generalsekretär Michel Jarraud: „Das sind schlechte Nachrichten für den Planeten.“
Jarraud forderte kürzlich gemeinsam mit anderen Forschern, das Zusammenspiel von Klima und Weltmeeren müsse endlich mehr Aufmerksamkeit erfahren. (solarify.eu/meere-im-fokus) Denn die Meeresgewässer hätten eine wesentliche Bedeutung im Klimasystem. Das müssten auch die Verhandler auf dem Weltklimagipfel anerkennen, der in wenigen Tagen in Paris beginnt. Das derzeit ganz natürlich vorkommende El-Niño-Ereignis und der menschengemachte Klimawandel könnten einander auf eine Weise verändern und beeinflussen wie nie zuvor erlebt, warnte Jarraud vor kurzem.
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