Stand und Trend der Braunkohleförderung unter dem Vorzeichen der Energiewende

Mit freundlicher Genehmigung von Julius Ecke, enervis

Aktuell rückt die Braunkohlebranche immer stärker in den Fokus der öffentlichen Diskussion. Dabei geht es neben der energiepolitischen Debatte rund um Klimabeitrag, Sicherheitsbereitschaft und die langfristige Dekarbonisierung auch direkt um einzelwirtschaftliche Fragestellungen, wie zum Beispiel den anstehenden Verkauf der Vattenfall Braunkohlesparte. Anlass genug, sich die Braunkohleförderung in Deutschland genauer anzusehen: Um Antworten auf braunkohlebezogene Fragestellungen zu geben, hat enervis ein neues Modell („enerviews“) entwickelt, das die Analyse technischer und ökonomischer Fragestellungen rund um die Förderung und den Verbrauch von Braunkohle in Deutschland ermöglicht. Diese enerviews geben eine kurze Einführung in Entwicklung und Struktur der Braunkohleförderung in Deutschland und zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Trendprojektion.

Struktur des Braunkohleverbrauchs

Erkennbar dominieren das rheinische Revier und die Lausitz die Förderung, ergänzt um kleinere Förderbeiträge aus dem mitteldeutschen- und dem Helmstedter Revier.

Der rechte Abschnitt der Abbildung zeigt die Struktur des Braunkohleverbrauchs. Hier wurde basierend auf enervis-Modellierungen eine Schätzung des Braunkohleverbrauchs der verschiedenen Kraftwerke durchgeführt. Daneben ist der mengenbezogen deutlich weniger bedeutsame Einsatz zur Veredlung (und sonstige Zwecke) dargestellt.

Ausblick auf die weitere Entwicklung

Basierend auf Daten zum Braunkohlebestand in Deutschland und den enervis-Modellrechnungen zum Braunkohleverbrauch kann eine Trendprojektion vorgenommen werden. Dem Wesen einer Trendprojektion folgend wird hier eine Entwicklung skizziert, die über die bereits beschlossenen Maßnahmen hinaus keine weiteren Dekarbonisierungsanstrengungen in der Braunkohleverstromung unterstellt. Dabei wird eine maximale Lebensdauer von Braunkohlekraftwerken von 50 Jahren angenommen, nach der die Blöcke vom Netz gehen. Neubau und Retrofit von Kraftwerken wird hier nicht zugelassen (kann aber im Modell als Option berücksichtigt werden).

Die historische Entwicklung ist geprägt von einem rasanten Anstieg nach dem zweiten Weltkrieg bis zur Wiedervereinigung, dann von einer deutlichen Reduktion (in der Lausitz und in Mitteldeutschland). Danach findet die Braunkohleförderung ein Plateau bis ca. 2018. Entlang der Trendprognose kommt es zu einem deutlichen Rückgang der Braunkohleförderung im Zeitverlauf, insbesondere im Rheinland. Im Anschluss verlangsamt sich der Rückgang sukzessive und stagniert dann nahezu bis ca. 2045. Hervorzuheben ist dabei auch der Sockeleffekt der Braunkohleförderung im Rheinland.

Implikationen

Losgelöst vom genauen Verlauf gilt es festzuhalten, dass in der hier vorgestellten Betrachtung die Braunkohleförderung deutlich zurückgeht. Diese Entwicklung gilt es energiewirtschaftlich sowie aus Sicht der betroffenen Unternehmen und Regionen zu gestalten.

Die im Trendszenario aufgezeigte Entwicklung würde es dabei notwendig machen, dass neue Tagebaue aufgeschlossen werden – abgesehen von der gesellschaftlichen und politischen Akzeptanz einer solchen Entwicklung. Darüber hinaus werden in diesem Szenario die deutschen [[CO2]]-Ziele (bezogen auf den Stromsektor) deutlich verfehlt. Hier gilt es zu hinterfragen, für wie realistisch eine solche Entwicklung zu halten ist, gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Dekarbonisierungsdebatte im Stromsektor.

Bei energiewirtschaftlichen Fragestellungen zu Braunkohleförderung und -verbrauch steht enervis als Ansprechpartner zur Verfügung.

->Quelle: enervis.de