Wirtschaft und Klimaschutz – keine Liebesbeziehung

Rechtssicherheit notwendig

Die Untersuchung bringt zudem zum Vorschein, warum die europäischen Unternehmen beim Klimaschutz so verhalten agieren und zeigt Lösungswege auf, wie sich dies ändern ließe. So benötigen die Unternehmen vor allem mehr Rechtssicherheit. Denn nur 30 Prozent der Unternehmen haben bei der Befragung angegeben, dass die aktuelle Klimaschutzgesetzgebung sie zur Entwicklung von Innovationen animiert.

Mit Blick auf die globale Dimension des Klimawandels hat sich die Erhebung auch mit der Rolle der unternehmens- und branchenübergreifenden Zusammenarbeit für die Bewältigung des Klimawandels beschäftigt:

  • Zwei Drittel (65 Prozent) der befragten Unternehmen meinen, dass das aktuelle EU-Kartellrecht die Unternehmen bei der Zusammenarbeit zur Abwehr des Klimawandels behindert.
  • Jedes dritte Unternehmen (33 Prozent) gibt an, dass der gemeinsame Einsatz von Ressourcen und eine Aufteilung der Kosten zur Entwicklung wirksamer Maßnahmen entscheidend weiterhelfen würden.
  • 32 Prozent sagen zudem, dass der Austausch von Wissen und Best Practices ihnen zu mehr Effizienz bei der Reduzierung von Treibhausgasen verhelfen würde.

Paul Simpson, CEO des an der Studie beteiligten Carbon Diclosure Projects kommentiert: „Die meisten Unternehmen, insbesondere in der Rohstoff- und Handelsbranche können sich untereinander nicht über Themen rund um Emissionen austauschen – denn das Risiko, dass ihnen Preisabsprachen vorgeworfen werden könnten, ist zu groß. Das Kartellrecht soll Monopole verhindern, in seiner aktuellen Form erschwert es jedoch auch nachhaltiges Wirtschaften. Um ein nachhaltiges System zu entwickeln, müssen Unternehmen erst zusammenarbeiten, bevor sie in Wettbewerb zueinander treten.

Climate-KIC hat als Europas größte Austauschplattform für den Klimawandel die Erfahrung gemacht, dass das Teilen von Informationen den Wettbewerb zwischen Unternehmen sogar eher erhöht statt ihn einzuschränken. Die Bereitschaft der Wirtschaft zusammenzuarbeiten sollte deshalb als eine große Chance für eine innovationsfreudige Politik gesehen werden. Wissenschaftler schätzen, dass Unternehmen mit dem Einsatz geeigneter Technologien die Emissionen der Wirtschaft um circa 25 Prozent reduzieren können. Durch Innovationen ließe sich eine weitere Reduktion um 20 Prozent erzielen – bevor man zumindest in den energieintensiven Branchen im Moment an gewisse Grenzen stößt.

Climate-KIC ist die größte europäische Innovationsinitiative für klimafreundliche Technologien. Als EU-Programm 2010 ins Leben gerufen, fördert Climate-KIC mit Büros in 15 europäischen Ländern Innovationsprojekte, Start-ups und Nachwuchs-Innovatoren. Über 250 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft, öffentlichem Sektor und Zivilgesellschaft arbeiten bei Climate-KIC an wegweisenden, skalierbaren Innovationen zur Bekämpfung des Klimawandels. Seit 2010 hat Climate-KIC mehr als 500 grüne Start-ups in seinem Gründer-Programm auf dem Weg von der Idee zum Markt begleitet. Über 1.000 Nachwuchs-Talente haben bisher an einem der zahlreichen Trainings- oder Ausbildungsprogramme zur Förderung der Innovationskompetenz teilgenommen. Climate-KIC Deutschland hat seinen Hauptsitz auf dem EUREF-Campus in Berlin Schöneberg und koordiniert von dort die deutschen Aktivitäten.

Climate-KIC ist das größte Public Private Partnership der EU für die Bewältigung des Klimawandels durch Innovationen. Ziel ist es, eine emissionsfreie Wirtschaft zu realisieren. Climate-KIC widmet sich dem Klimawandel über mehrere Schwerpunktthemen: dem städtischen Raum, der Land- und Bodennutzung, Produktions- und Fertigungssystemen, Klimametriken sowie dem Finanzwesen. Im Vordergrund steht dabei jeweils das Thema Bildung. Europaweit fördert Climate-KIC mit 15 Büros Innovationsprojekte, Start-ups und Nachwuchs-Innovatoren und bringt dabei die besten Leute, Unternehmen und Organisationen zusammen.

Der Ansatz beginnt damit, die Art, wie die Leute in den Städten leben, zu verbessern. Indem wir uns auch auf die Industrie konzentrieren, können Produkte entwickelt werden, die zu einem besseren Lebensumfeld beitragen. Außerdem versuchen wir, die Nutzung des Landes so zu optimieren, dass die für die Versorgung der Bevölkerung benötigten Lebensmittel produziert werden können. Climate-KIC wird durch das European Institute of Innovation and Technology (EIT) unterstützt, das Teil der Europäischen Union ist.

Der vor Kurzem von Climate-KIC veröffentlichte COP21 Calculator zeigt auf, dass die gesamten Emissionen der USA und der EU bis 2030 um ihr Äquivalent gekürzt werden müssten, um die Erderwärmung unter 2° C zu halten.

*Über die Studie:

Die Studie wurde im Herbst 2015 von Edelman Berland, einem unabhängigen, strategischen Marktforschungsunternehmen, in Zusammenarbeit mit Climate-KIC durchgeführt. In der ersten Phase wurden ausführliche Interviews mit Geschäftsführern sowie Experten aus Politik und von NGOs geführt. Gesprächspartner waren dabei unter anderem Paul Simpson, Geschäftsführer von CDP; Vincent Champain, Wirtschaftswissenschaftler am Observatoire du Long Terme; Ged Holmes, kaufmännischer Direktor von Open Energi; Paul Crewe, Leiter Nachhaltigkeit, Technik, Energie & Umwelt bei Sainsbury’s oder Michael K. Rasmussen, CMO bei VELUX. Die daraus resultierenden Ergebnisse wurden genutzt, um verschiedenen Hypothesen sowie einen quantitativen Fragebogen für Vorstandsmitglieder zu entwickeln, mit dem der Umgang der europäischen Wirtschaft mit dem Klimawandel untersucht werden konnte.

In der zweiten Phase wurden 115 Vorstandmitglieder von europäischen Unternehmen befragt (32 aus Großbritannien; 28 aus Frankreich; 30 aus Deutschland und 25 aus Italien). Vorstandsmitglieder wurden dabei als Personen definiert, die im Vorstand eines Unternehmens sitzen und eine der folgenden Rollen einnehmen: Geschäftsführer, Finanzvorstand, leitender Geschäftsführer, Technikvorstand/ IT-Vorstand. Die Aufteilung der Befragten bezogen auf die Größe der Unternehmen:

  • Firmen mit 101-249 Mitarbeitern – 30 Befragte (26% der Stichprobe)
  • Firmen mit 250-499 Mitarbeitern – 27 Befragte (24% der Stichprobe)
  • Firmen mit mehr als 500 Mitarbeitern – 58 Befragte (50% der Stichprobe)

->Quelle: