Hoher finanzieller Aufwand
Dafür sind enorme Summen geflossen. Allein zwischen 2003 und 2010 haben konservative Stiftungen etwa 550 Millionen US-Dollar an das Netzwerk der Lobbyisten verteilt, rechnete vor knapp zwei Jahren Farrells Kollege Robert Brulle von der Drexel University in Philadelphia vor. Seine Zahlen stammen unter anderem aus Steuerunterlagen der als gemeinnützig eingestuften Gruppen. „Dieses Geld diente beinahe ausschließlich dazu, den politischen Prozess zu bremsen“, sagte er dem US-Sender PBS.
Allein die Brüder Charles und David Koch, die mit Kohle und Öl Milliarden verdient haben, überwiesen der Studie zufolge über diverse Familienstiftungen 26 Millionen. Der Ölkonzern ExxonMobil (siehe solarify.eu/exxon-bezahlte-klimaleugner) hat nach Zahlen von Greenpeace zwischen 1998 und 2007 etwa 31 Millionen Dollar in die Lobbyorganisationen investiert. Dabei wusste die Firma, wie vor einigen Wochen herauskam, seit den späten 1970er Jahren von eigenen Wissenschaftlern, dass der Klimawandel von Treibhausgasen befördert wird (siehe solarify.eu/exxon-wusste-schon-vor-fast-40-jahren-vom-klimawandel). Im Netz wird das seither unter #ExxonKnew diskutiert. Nun ermittelt die New Yorker Staatsanwaltschaft, ob der Konzern Öffentlichkeit und Investoren belogen hat. Anfang November haben die Strafverfolger interne Unterlagen beschlagnahmt (siehe solarify.eu/mobbing-und-staranwalt).
ExxonMobil hatte schon 2007 aufgehört, Klimaschutzgegner direkt zu alimentieren. Auch von den Koch-Brüdern sind inzwischen kaum noch direkte Spenden nachzuweisen. Das liegt vermutlich daran, so Brulle, dass sich die Zahlungen inzwischen verschleiern lassen. In den USA sind Organisationen wie Donors Trust zu den größten Einzelfinanziers der Lobbyisten aufgestiegen. Sie agieren als Mittelsmänner und verteilen das Geld der Firmen weiter, ohne dass eine direkte Spur zu erkennen ist. „Wenn Ihnen nicht gefällt, was zum Beispiel die Heritage-Foundation macht, und Sie deren Geldgeber ansprechen wollen, dann finden Sie sie nicht“, sagt Brulle.
Was der Soziologe aus Philadelphia für den Fluss des Geldes vorgemacht hat, vollzieht Farrell nun für die Verbreitung der Slogans nach. „Das zeigt noch einmal ganz deutlich, wie die Desinformationskampagne funktioniert“, kommentiert Brulle. Farrells Computer hat zunächst selbsttätig in den 41.000 Dokumenten nach den Themen gesucht, die sie behandeln. Dann hat der Soziologe die Urheber der Schriften mit der Liste von Firmenspenden unter anderem aus Brulles Arbeit abgeglichen, zunächst für ExxonMobil und die Koch-Brüder. Dabei ergab sich ein eindeutiger Trend: Die Aufsätze von gesponserten Organisationen waren deutlich polarisierender formuliert als die Texte von Gruppen ohne solche Unterstützung. Und sie handelten von etwas anderen Themen. Die bezahlten Lobbyisten verbreiteten gerade in jüngsten Jahren viel häufiger, der Klimawandel habe auch viele Vorteile, die Erwärmung resultiere aus langfristigen natürlichen Zyklen und nicht aus dem Ausstoß von Treibhausgasen – und überhaupt sei die Erde ja seit 1998 praktisch nicht mehr wärmer geworden. Diese Behauptungen hat die Klimaforschung längst überzeugend widerlegt.
Folgt: Argumente gleichen sich an