Alter Streitpunkt lebt auf
„Rund die Hälfte der Erneuerbaren Energie in Europa wird mit Hilfe einer archaischen Technologie gewonnen: dem Verbrennen von Holz“, schreibt der Wissenschaftsjournalist und Fotograf Gunther Willinger in spektrum.de – und er meldet Zweifel an: Dass Holz in allen Spielarten – meist im Namen des Klimaschutzes – immer noch fossile Energien ersetzt, lässt die Frage aufkommen, ob die „Rückbesinnung auf den Energieträger Holz wirklich nachhaltig und umweltschonend“ ist.
Ein Beispiel: Block 4 der „Centrale thermique de Provence“ in Gardanne bei Marseille, das dem E.on-Konzern gehört, stellt gerade von Kohle auf Holzfeuerung um, E.on bekommt dafür insgesamt 1,4 Milliarden Euro Fördergelder – Holzverbrauch: 720.000 t pro Jahr, 50 Prozent davon aus lokalen Forsten, weitere 50 Prozent aus den USA. Ein weiteres: In zahlreichen anderen EU-Staaten werden alte Kohlemeiler, eigentlich geschlossen werden müssen, auf den Betrieb mit Holzpellets umgerüstet. Sie verschlingen dann Hunderttausende bis Millionen Tonnen Holz im Jahr.
Willinger: „Wirtschaftlich ist das nur durch staatliche Subventionen für Umbau und Betrieb der angeblich klimafreundlichen Energie. Die Regierungen müssen ihre Klimaziele bis 2020 erreichen, und die Energiekonzerne ergreifen die Chance, die Betriebsdauer ihrer alten Anlagen zu verlängern.“
Schon 2012 kam die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in einer Stellungnahme zu den Grenzen und Möglichkeiten der Nutzung von Bioenergie zu dem Schluss, dass „Bioenergie als nachhaltige Energiequelle für Deutschland heute und in Zukunft keinen quantitativ wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten kann“ und löste damit eine breite Kontroverse aus. (Solarify berichtete ausführlich – unten die Links). Biomasse als Energiequelle sei „keine wirkliche Option für Länder wie Deutschland“, stellt das Forschergremium der Leopoldina in seiner Stellungnahme recht eindeutig fest. Die Wissenschaftler empfehlen gar lakonisch, Deutschland solle „nicht den weiteren Ausbau von Bioenergie anstreben“. Im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energieressourcen wie Photovoltaik, Solarthermie und Windenergie verbrauche Bioenergie mehr Fläche und sei häufig mit höheren Treibhausgasemissionen und Umweltbeeinträchtigungen verbunden. Zudem konkurriere sie potenziell mit der Herstellung von Nahrungsmitteln. Vorrang solle der Einsparung von Energie und der Verbesserung der Energieeffizienz gegeben werden.
->Quelle und kompletter Artiikel:
Die Leopoldina-Kontroverse: