Wann drehte der Wind?
Ein wichtiger Schritt war sicher, dass die Rot-Grüne Koalition das Thema Erneuerbare Energien ins Bundesumweltministerium holte. Das war ein Signal. 2000 bekamen wir vom Umweltbundesamt den Auftrag, in einer großen Studie aufzuzeigen, wie die deutsche Volkswirtschaft bis zum Jahr 2050 auf regenerative Energien umgestellt werden könne. 2002 wurde die Studie dann unter dem Titel „Langfristszenarien für eine nachhaltige Energienutzung in Deutschland“ veröffentlicht. Bundesumweltminister Jürgen Trittin hat unsere wissenschaftlichen Ergebnisse in mehreren Pressekonferenzen öffentlich gemacht und sie in das Energiekonzept der damaligen Bundesregierung eingebunden. Im Grunde war die Studie das Strickmuster für die Energiewende und für den Ausstieg aus der Kernenergie. Zwar gab es dann mit dem Regierungswechsel 2005 noch einmal eine Kehrtwende. Nach Fukushima aber schwenkte die CDU ja bekanntlich auf den ursprünglichen Kurs ein.
Inwieweit war es für Sie von Bedeutung, im DLR forschen zu können?
Ganz entscheidend war es für unsere Studiengruppe, von Fachleuten umgeben zu sein, die sich mit der Hardware auskannten, von Ingenieuren, Technikern. Wenn man das Potenzial einer neuen Technologie einschätzen will, dann braucht man Spezialisten, die die Technik kennen. Die gab es am DLR. Ich erinnere mich an viele harte aber konstruktive Diskussionen, etwa zum Potenzial von Wasserstoff, von Brennstoffzellen oder von Solarkraftwerken. Ohne diese hätten wir die Szenarien nicht in dieser Form erstellen können. Letztlich hat uns aber alle das enorme Tempo überrascht, mit dem sich die Erneuerbaren Energien und die Märkte entwickelt haben. Das hätten wir uns in den 70er-Jahren nicht träumen lassen.
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