„Der Klimawandel bedroht die globale menschliche Entwicklung und internationale Stabilität“, sagt Dirk Messner, Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE). Die Verhandler des COP21-Accords schienen das verstanden zu haben. Nachdem aber der Jubel abgeebbt ist, wird im Streit um die Konsequenzen aus dem Pariser Klima-Abkommen deutlich, dass die oft strapazierten „Mühen der Ebene“ umformuliert werden müssten: Das zu durchquerende Terrain ist alles andere als eben. Messner sieht vier Krisenverstärker: Armut, Ungleichheit und Ausgrenzung – die Notwendigkeit, Entwicklung von Ressourcenverbrauch und Emissionen zu entkoppeln – den islamistischen Terror – und die „‚Internationale‘ autoritärer Nationalisten, Xenophoben, Zäunebauer und Vereinfacher“. Gegen sich abschottende Staaten hofft Messner auf die Zivilgesellschaft – also auf uns: „Grenzüberschreitende und globale Netzwerke von zivilgesellschaftlichen Akteuren, Wissenschaftlern, Kulturschaffenden und Städten … bilden den vielschichtigen Humus, aus dem eine globale Kooperationskultur entstehen kann.“ Zivilgesellschaft und Wirtschaft – also wir! – müssen Dekarbonisierung und Divestment weiter treiben (helfen), müssen zumindest die Botschaften verteilen, müssen den Regierenden Beine machen, damit sie nicht nur wie die Kaninchen Machtverlust witternd auf die Schlange starren, die drohend von rechtsaußen herankriecht. Damit sie ohne ängstlich auf den nächsten Wahltermin zu schielen, den Weltklimavertrag von Paris nutzen, um Klimaziele, Erneuerbare Energien und Energie-Effizienz entschlossen zu fördern und weiter zu entwickeln. Damit sie aufhören, aus Sorge vor weglaufenden Wählern und ausbleibenden Parteispenden „noch ein bisschen“ bei den Fossilen zu bleiben – „Klima dann später…!“ Damit sie endlich tun, was sie längst eingesehen – und noch länger versprochen – haben: die Hilfen in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit endlich von aktuell kläglichen 0,42 % des Bruttosozialprodukts auf 0,7 % (besser: mehr!) zu erhöhen – egal, ob Ungarn oder Polen mitmachen. Denn wenn wir das nicht schaffen, werden die klimabedingten Migrationsströme die gegenwärtige Flüchtlingswelle bei weitem in den Schatten stellen. Messner schließt seine Kolumne optimistisch: „Europa – wir schaffen das!“ Hoffentlich hat er Recht.
-Gerhard Hofmann-