Paris dachte an Laufzeitverlängerung – nicht vom Netz – Abschalt-Prozess beginnt
Frankreichs Umweltministerin Royal hat am Abend des 07.03.2016 auf TF1 endgültig klargestellt, dass das AKW Fessenheim dieses Jahr doch nicht endgültig vom Netz geht: lediglich der Schließungsprozess des grenznahen ältesten AKWs Frankreichs soll beginnen. Wohnungsbauministerin und Ex-Grünen-Chefin Cosse hatte kurz zuvor bekräftigt, Fessenheim werde noch 2016 vom Netz gehen und damit früheren Aussagen Hollandes und Royals widersprochen, der Bau eines (Ersatz-)Reaktors der neuen Generation verzögere sich bis 2018 und damit auch die Abschaltung des AKW-Fossils. Nach einem Bericht von WDR und Süddeutscher Zeitung über neue Details eines wahrscheinlich vertuschten Störfalls von 2014 hatte Bundesumweltministerin Hendricks abermals die Stilllegung gefordert.
„Das Datum ist das, welches mir gegenüber der Präsident mehrmals wiederholt hat, also Ende 2016“, hatte Cosse in einem Interview versichert. Die französische Atomaufsicht bestreitet, den Störfall vertuscht zu haben. Das Verfahren sei zwar atypisch, aber es habe sich nicht um eine Notfallprozedur gehandelt. Die Situation sei stets kontrollierbar geblieben. Nach anderslautenden Berichten soll durch den Ausfall der Steuerstäbe letztlich vor allem der Reaktorkern betroffen gewesen sein, selbst wenn sich die Überflutung einiger Gebäudeteile, Auslöserin des Störfalls, im nichtnuklearen Bereich des Kraftwerks ereignet habe.
Zu den Berichten über den Störfall im AKW Fessenheim von 2014 erklärt Hendricks: „Der in den Berichten geschilderte Vorfall war und ist ernst zu nehmen. Er ist ein weiterer Beleg für das Risiko, das vom Betrieb dieses alten Reaktors ausgeht. Er gibt auch Hinweise darauf, dass die Sicherheitskultur in dieser Anlage verbesserungsbedürftig ist. Nach Kenntnis unserer Reaktorsicherheitsexperten hatte das Ereignis keine Auswirkungen auf das Personal und die Umwelt. Der Vorfall ist bereits 2014 Gegenstand von Presseberichten gewesen, ist also keine aktuelle Neuigkeit. Darüber hinaus hat die französische Atomaufsicht in der Deutsch-Französischen Kommission zur Sicherheit der AKW über das Ereignis berichtet.
Das Ereignis ist damals auf der 7-stufigen internationalen Skala für nukleare Ereignisse (INES) mit der Stufe 1 bewertet worden. Dies unterstreicht, dass es sich um ein sicherheitsrelevantes Vorkommnis gehandelt hat. Der Vorfall zeigt einmal mehr, dass unsere Forderung gegenüber der französischen Regierung, Fessenheim vom Netz zu nehmen, gute Gründe hat. Ich habe dies mit Verweis auf die berechtigten Sorgen der Bevölkerung in der deutsch-französischen Grenzregion wiederholt gefordert und werde dies auch weiterhin tun.“
Folgt: BBU: Deutsch-französische Atomkooperation stoppen und AKW Fessenheim stilllegen!