DWD: Starkregenrisiko in Städten jetzt besser einzuschätzen
Hitze, Dürre und Starkregen: Der Klimawandel macht sich auch in Deutschland bemerkbar. 2015 war das zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 – seit damals hat sich Deutschland um 1,4 Grad erwärmt. Die globale Erwärmung macht sich in Deutschland wie über den meisten Landflächen stärker bemerkbar als im weltweiten Vergleich. Dennoch war 2015 weltweit betrachtet bisher das wärmste Jahr. Das berichteten der Deutsche Wetterdienst (DWD) in einer Pressemitteilung zur jährlichen Klima-Pressekonferenz 2016 und die US-Wetterbehörde.
„Wir leben im Zeitalter des beobachtbaren Klimawandels“, fasste DWD-Vizepräsident Paul Becker die derzeitige Klimasituation zusammen. Oder auch: Es wird wärmer und es wird heftiger: „Wenn wir uns die Klimaprojektion anschauen, dann gehen wir davon aus, dass die Starkregen-Häufigkeit zunimmt“. Becker nannte es bei der DWD-Klimapressekonferenz in Berlin „eine für die Anpassung an den Klimawandel zentrale Frage“, wie das Starkregenrisiko in Deutschland aussehe. Gerade urbane Räume seien durch niederschlagsbedingte Fluten besonders gefährdet. Die Stadtplaner und Einsatzkräfte müssten deshalb so genau wie möglich wissen, mit welchen Überschwemmungen von Straßen, Infrastrukturen und Gebäuden sie gerade in dicht besiedelten Städten zu rechnen hätten.
DWD erfasst erstmals alle kleinräumigen extremen Niederschläge
Um das beantworten zu können, habe der DWD jetzt seine flächendeckenden, wetterradar-basierten Niederschlagsanalysen nochmals komplett durchgerechnet. „Wir haben daraus einen Datensatz erstellt, der alle extremen Niederschlagsereignisse in Deutschland seit 2001 erfasst.“ Der DWD betreibt seit Jahrzehnten ein bundesweites Bodenmessnetz zur Messung von Niederschlag. Da Extremniederschläge häufig lokal sehr begrenzt auftreten, kann das Bodenmessnetz des DWD diese Ereignisse nur unzureichend erfassen. Das habe erst die Auswertung von Daten des Wetterradarverbunds deutlich verbessert. Mit der radarbasierten Niederschlagsklimatologie stelle der DWD gerade den Städten ein wirksames Werkzeug für die Anpassung an die lokalen klimatischen Besonderheiten zur Verfügung. Da sie mit aktuell 15 Jahren aber nur einen eher kurzen Zeitraum repräsentiere, sei es aus klimatologischer Sicht noch nicht möglich zu bewerten, ob sich zum Beispiel die Häufigkeit extremer Niederschläge in diesem Zeitraum verändert habe.
2015 zweitwärmstes Jahr seit 1881 – Temperaturmittel: 9,9°C
Das Jahr 2015 war mit einer Mitteltemperatur von 9,9°C in Deutschland gemeinsam mit 2000 und 2007 das zweitwärmste seit 1881, dem Beginn der flächendeckenden DWD-Messreihe. Dabei hatte es zunächst lange Zeit nicht nach einem neuerlichen Rekordjahr ausgesehen: Auffällig sei gewesen, so DWD-Klimaexperte Thomas Deutschländer, dass bis Ende Oktober ein Platz auf dem Treppchen nicht absehbar gewesen sei. Erst durch den außergewöhnlich milden Spätherbst mit Temperaturrekorden im November sowie im ersten Wintermonat Dezember sprang das Jahr im Ranking bis Ende November vom bis dahin 16. auf den 6. und vier Wochen später schließlich noch auf den 2. Platz. In diesen beiden Monaten lag die Temperatur um 3,5 Grad und 5,7 Grad über den vieljährigen Mittelwerten. 2015 gab es außerdem einen neuen Hitzerekord für Deutschland. Gleich zweimal wurde in Kitzingen im vergangenen Sommer 40,3°C registriert: am 5. Juli und am 7. August.
Folgt: „Erlebter Klimawandel“: In Deutschland waren 23 Jahre seit 1991 zu warm