Expertenstatements zur Energiewende
Vor dem fünften Jahrestag von Fukushima am 11.03.2016 hatte Agora Energiewende am 07.03.2016 langjährige Begleiter der Energiewende zu einer Gesprächsrunde eingeladen. Im Folgenden ausgewählte Zitate aus dieser Veranstaltung.
Prof. Dr. Klaus Töpfer, ehemaliger Vorsitzender der Ethikkommission „Sichere Energieversorgung“ und Vorsitzender des Rates der Agora
- „Manche waren nach Fukushima ünerzeugt, dass das das Ende der Kernenergie sei – leider blieb der Ausstieg bisher ein deutscher Alleingang.“
- „Der erste Atomausstieg – 2001 – bestand in einem Vertrag mit den Firmen (schon damals mit dem Enddatum 2022 – fast das Gleiche wie heute) – aber damals waren die EVU durchaus noch der Hoffnung, dass sich noch etwas ändern würde – es stand nicht zu erwarten, dass bis 2022 vier Mal die gleiche Koalition wiedergewählt würde…“
- „Stichwort Ethikkommission: Was war ethisch an einer solchen Entscheidung? Wir wussten, dass es ein Risiko war, eine Technologie als ethisch nicht verantwortbar einzustufen (wo sie doch in anderen Ländern durchaus praktiziert wurde). Frankreich sollte sich beispielsweise wiederfinden können – daher haben wir das entsprechend formuliert: ‚Ethisch nicht verantwortbar ist die ausschließlich ökonomische Motivation der Entscheidung pro Kernkraft dann, wenn Alternativen vorliegen‘. Daher haben wir ein Endlager für die ‚Brückentechnologie‘ formuliert. Wichtig war für mich damals ein einheitliches Votum. Dass ich dann sogar eine Einladung der Grünen bekommen habe, bei deren Parteitag zu sprechen, war für mich ein Zeichen dafür, dass der Ausstieg über Parteigrenzen hinweg Zustimmung fand.“
- „Fukushima hat einen über meine Erwartungen deutlich hinausgehenden Zuwachs von Kenntnissen ausgelöst, wie man Erneuerbare Energien ernten und nutzen kann – und zwar nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.“
- „Seitdem hält die Erneuerbaren Energien niemand mehr auf – der Stöpsel ist aus der Flasche.“
- „Wir müssen die Energiewende bei uns machen, weil nur hier die Rahmenbedingungen dafür gegeben sind. Es braucht ein gutes Stück politische Standfähigkeit, um das auch tatsächlich umzusetzen.“
- „Die deutsche Politik muss aufhören zu sagen, das sind aber riesige Kosten, die wir zu tragen haben. Das würde ich nicht mehr empfehlen. Ich würde wirklich empfehlen, zu sagen, dass es uns gelungen ist. Dann übernehmen es auch andere von uns – und die können es ja auch besser machen.“
- „Ich bin froh, dass nicht der Effekt eingetreten ist: ‚Die reichen Deutschen können sich das ja leisten , aber wir doch nicht!'“
- „Wir haben in Technologieentwicklung investiert. Es war Sinn des Manövers, dass andere das von uns übernehmen.“
- „Die Bürgerbeteiligung wurde nie in diesem Maß vorhergesehen.“
- „Die Erneuerbaren Energien hält seitdem niemand mehr auf – der Stöpsel ist aus der Flasche.“
Regine Günther, Generaldirektorin Politik und Klimaschutz beim WWF
- „Man konnte 2011 nach Fukushima spüren: Es wird sich etwas in der Energiewirtschaft verändern. Sie würde aus diesem Prozess nicht so hinausgehen, wie sie hineingegangen war.“
- „Wir müssen die Energiewende so machen, dass andere uns nachfolgen, weil sie eine große Attraktivität hat. Wir müssen bei wichtigen Innovationsthemen, zum Beispiel der Photovoltaik aber auch aufpassen, dass wir nicht abgehängt werden und andere uns überholen.“
- „Eine der großen Baustellen besteht darin, die Energiewende nicht nur im Stromsektor zu machen, sondern auch bei Wärme und Verkehr. Hier müssen wir die Integration verstärken und gestalten.“
Dr. Florian Bieberbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke München
„Wir haben die Attraktivität der Energiewende am meisten im Recruiting gemerkt. Exzellente Leute zu holen war früher sehr schwer. Doch mit Beginn der Energiewende kam ein Run von Bewerbungen von exzellenten Leuten. Diese Welle der Begeisterung geht weiter und sie durchdringt jetzt langsam alle Energieversorger und wird einen ganz starken Mentalitätswandel der Branche mit sich bringen.“
Melissa Eddy, Deutschlandkorrespondentin der New York Times
„Es ist leider eine deutsche Tendenz, immer auf das negative zu schauen. Bei der Energiewende sollte man sich das nicht leisten. Wenn man nur auf die Probleme schaut, dann wächst die Gefahr, dass es nicht klappt. Außerdem verpasst man die Chance, von anderen zu lernen – etwa von Kalifornien bei Elektroautos und Stromspeichern.“
Dr. Martin Iffert, Vorstandsvorsitzender von Trimet Aluminium
„Wie können wir ein Modell entwickeln, dass für China eine hohe Attraktivität hat? Das ist unsere Aufgabe für die nächsten 15 Jahren. Wir reden hier vor allem über die Flexibilisierung der Nachfrage in industriellen Prozessen – bei uns also in der Aluminiumproduktion.“
->Quellen:
- Eigene Aufzeichnungen
- agora-energiewende.de