Die Autos werden sich verändern – und ihre Nutzung
Das künftige E-Auto werde aber „ein anderes Auto sein als das, das wir heute kennen. Es wird weniger kosten, schwächere Batterien benötigen, aerodynamischer sein und leichter. Zwei Drittel der Energie verbraucht ein Auto wegen seines Gewichts. Also müssen Sie es aus extrem starkem und zugleich superleichtem Stoff wie Kohlefaser herstellen.“
Bei Kohlefasern habe es inzwischen erhebliche technische Fortschritte gegeben. Eine von Lovins‘ Sartups namens Fiberforge habe erst kürzlich die Technologie an das deutsche Unternehmen Dieffenbacher verkauft. Es sei „immer das gleiche Prinzip: Die umweltfreundliche Technologie ist oder wird billiger als die herkömmliche“.
Die Dieffenbacher LFT-D-Technologie (Long Fiber Thermoplast Directmolding – Produktionslinie für langfaserverstärkte Thermoplaste) zeichnet sich besonders durch hohe Wirtschaftlichkeit bei gleichzeitiger flexibler Anpassung der Materialien an Bauteilanforderungen aus. LFT-D ist im Automobilbau eine Alternative zu Stahl und Aluminium. Das jeweilige Bauteil aus einem Kunststoffgemisch (Glas-, Synthese- oder Naturfasern und Kunststoffen wie PP, PA oder PET – auch mit Rezyklaten in Form von Granulat oder Chips) auf einer hydraulischen Hochgenauigkeitspresse hergestellt. Beim Tailored LFT-D-Verfahren werden mit der sogenannten Fiberforge Relay Station im Bauteil zusätzliche lokale Verstärkungsmaterialien dort platziert, wo erhöhte Anforderungen an Steifigkeit oder Zähigkeit erforderlich sind.
Lovins zog während seines Vortrags am 18.03.2016 eine kleine LED-Lampe aus der Tasche, knipste sie an und sagte, der Preis des weltweit für Beleuchtung verbrannten Kerosins mache ein Fünftel der weltweiten Beleuchtungskosten aus, biete aber lediglich ein Tausendstel der Beleuchtung. Seine Alternative? Ein Solarpanel mit 25 Prozent Effizienz angeschlossen an eine Batterie und eine LED-Leuchte, die zu einem Bruchteil der bisherigen Kosten sauberes Licht liefere.
Der Physiker zeigte dann zwei Folien mit Fotos aus New York: Eines von einer Osterparade auf der Fifth Avenue von 1900, das zweite 24 Jahre später. Auf dem ersten sah man fast kein Auto – auf dem zweiten musste man lange nach den letzten Pferdefuhrwerken suchen.
Deren Besitzer hätten doch sicher fest daran geglaubt, sie würden noch Jahrzehnte gute Geschäfte machen. Lovins dazu: „Das Tempo des Wandels geben Neulinge vor, nicht etablierte Unternehmen. Und der Kapitalmarkt fördert genau solchen Wandel zusätzlich, Investoren stecken ihr Geld dorthin, wo sie den Gewinner von morgen vermuten, und ziehen es von den Verlierern ab. Letzteres passiert derzeit im klassischen Öl- und Gasgeschäft und bei den altmodischen Energieversorgern.“
Deshalb müssten wir auch aufhören, fossile Energien immer noch zu subventionieren. Das sei „einfach dumm“, denn es führe „zum Gegenteil dessen, was wir erreichen wollen“. Denn in den meisten Ländern verdienten die Energieversorger immer noch mehr, wenn sie den Kunden mehr Energie verkauften. „Umgekehrt wäre es viel besser.“
„Die Interessen der Wirtschaft und des Planeten werden ähnlicher.“
Lovins vertraut darauf, dass die Menschen Politik und Wirtschaft antreiben, mit Erfolg, denn laut Lovins werden „die Interessen der Wirtschaft und des Planeten ähnlicher. Immer mehr Unternehmer merken das und bieten umweltfreundlichere Lösungen an. Die ökonomischen Argumente sprechen jedenfalls für die Energiewende: Effizienz wird immer preiswerter. Die erneuerbaren Energien werden immer billiger, in den USA lässt sich Strom durch sie sogar billiger produzieren als durch Frackinggas. Wir erleben, dass Wind- und Sonnenenergie Atomkraftwerke ersetzen – und auch Kraftwerke, die Kohle oder Frackinggas verbrennen. Leider noch nicht alle, der Wandel braucht Zeit.“
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