Forschungsorganisationen befürworten OA-Transformation bestehender Fachjournale
Immer mehr Forschungsorganisationen sind bestrebt, heute per Subskription erscheinende wissenschaftliche Fachzeitschriften auf das Publizieren per Open Access (OA) umzustellen. Das ist das Ergebnis der im Dezember 2015 von der Max-Planck-Gesellschaft ausgerichteten 12. Berlin Open Access Conference. Eine entsprechende, am 21.03.2016 veröffentlichte und bereits von 30 Unterzeichnern angenommene Absichtserklärung, lädt alle beteiligten Akteure ein, an einem raschen, effizienten Übergang zu Gunsten der Wissenschaft und der Gesellschaft mitzuwirken.
Zu den ersten Unterzeichnern zählen der österreichische Wissenschaftsfonds FWF, die niederländische Forschungsorganisation NWO, der spanische Wissenschaftsrat (CSIC) sowie die European University Association, die mehr als 800 Hochschulen und 36 nationale Rektorenkonferenzen in 47 europäischen Ländern vertritt. Aus Deutschland haben sich die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Hochschulrektorenkonferenz, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Leibniz-Gemeinschaft und die Max-Planck-Gesellschaft sowie die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und die Alexander von Humboldt-Stiftung angeschlossen.
Gemeinsam wollen die akademischen Organisationen die „umfassende Einführung eines offenen, onlinegestützten Zugangs zu wissenschaftlichen Forschungsartikeln sowie deren weitestgehend uneingeschränkte Nutzung und Wiederverwendung voranbringen“. Gemäß der „Expression of Interest“ (EoI) besteht das Ziel darin, „einen Großteil der heutigen wissenschaftlichen Fachzeitschriften vom Subskriptionsmodell auf OA-Publishing umzustellen”. Dieser Wandel soll erreicht werden, indem die „Mittel, die aktuell für Abonnements von Subskriptionszeitschriften genutzt werden, zur Finanzierung nachhaltiger OA-Geschäftsmodelle eingesetzt werden”. Gleichzeitig sind sich die Unterzeichner einig, dass „weiterhin neue und verbesserte Formen des OA-Publizierens unterstützt werden sollen”.
„Im digitalen Zeitalter ist der direkte Zugang zu Fachartikeln entscheidend für wissenschaftlichen Fortschritt. Es ist an der Zeit, Open Access zum Standard des Publizierens zu machen. Nur, wenn wir unsere Kräfte bündeln und unsere Aktivitäten über Organisationen, Fachdisziplinen und Länder hinweg koordinieren, wird es uns gelingen, dieses wichtige Ziel zu erreichen”, sagt Martin Stratmann, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft.
Auf der 12. Berlin Open Access Conference kamen Vertreter internationaler Wissenschaftsorganisationen zusammen und diskutierten in Vorbereitung der EoI die jüngsten Entwicklungen und Studien, die deutlich machen, dass die Überführung der traditionellen Fachpublikationen zum Open Access-Modell mit den vorhandenen Finanzmitteln realisiert werden kann. „Wie im EoI betont, ist ein ‚reibungsloser, rascher und wissenschaftlich orientierter Übergang‘ zentrales Anliegen dieser Initiative, die von der wissenschaftlichen Community ausgeht und von Wissenschaftlern vorangetrieben wird. Um unser Ziel zu erreichen, ist es aber auch wichtig mit Verlagen zusammenzuarbeiten”, erläutert Max-Planck-Direktor Ulrich Pöschl, der als wissenschaftlicher Koordinator für Open Access in der Max-Planck-Gesellschaft auch die Tagungsleitung der Berlin-Konferenz inne hatte.
Weitere Institutionen aus aller Welt werden voraussichtlich in den nächsten Monaten ebenfalls ihre Mitzeichnung der Expression of Interest bekannt geben. Ähnlich wie bereits die „Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen“, die 2003 veröffentlicht wurde und weltweit von mehr als 500 Organisationen unterzeichnet wurde, können sich auch der Expression of Interest fortlaufend weitere Institutionen anschließen.
„OA 2020”-Webseite vorgestellt
Die Teilnehmer der 12. Berlin Open Access Conference begrüßten das Engagement der Max-Planck-Gesellschaft, die Open Access-Transformationsinitiative weiter zu voranzubringen. Heute wurde von der Max Planck Digital Library eine Internetseite online geschaltet, die die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen allen am wissenschaftlichen Publizieren beteiligten Akteuren, beispielsweise Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Geldgebern, Bibliotheken und Verlagen, erleichtern soll.
„Konkrete Schritte im Transformationsprozess werden in einer Roadmap festgelegt, die entsprechend der Fortschritte weiterentwickelt und im Dialog mit allen Beteiligten angepasst wird”, erläutert Ralf Schimmer, der „OA 2020” gemeinsam mit einem Team der Max Planck Digital Library koordiniert. Dazu wird auch ein Netzwerk mit „nationalen Kontaktstellen” in Europa, Kanada, den USA, China, Japan und Südkorea aufgebaut.
Aktueller Stand bei Open Access
Das Publizieren per Open Access hat in den letzten zehn Jahren an Fahrt gewonnen und ist in vielerlei Hinsicht erfolgreich etabliert. Sichtbar wird dies beispielsweise durch die Entwicklung von frei zugänglichen Publikationsplattformen, Archiven und Repositorien. So wächst die Zahl an Open Access-Artikeln von Jahr zu Jahr. Mittlerweile sind etwa 15 Prozent der Peer-Review-Fachveröffentlichungen per Open Access zugänglich. Dennoch erscheinen die meisten Fachzeitschriften nach wie vor entsprechend des traditionellen Geschäftsmodells auf Subskriptionsbasis mitsamt der „damit verbundenen Defizite in Bezug auf Zugänglichkeit, Kosteneffizienz, Transparenz und Nutzung“, wie die Expression of Interest herausstellt.
Die Max-Planck-Gesellschaft setzt sich seit der Verabschiedung der „Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen” maßgeblich für die Förderung von Open Access ein. Die Berliner Erklärung erfährt nach wie vor weitere Unterstützung und wurde inzwischen von mehr als 500 Institutionen und Organisationen weltweit unterzeichnet.
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