Leistungsstärkste Geothermie-Anlage Deutschlands läuft

Unterföhring versorgt 2.000 Haushalte mit Erdwärme

Im bayerischen Unterföhring nördlich von München wurde Ende Februar 2016 die Erweiterung der Energiezentrale in Betrieb genommen – die damit zur leistungsstärksten Geothermie-Anlage Deutschlands wurde. Mit insgesamt 22 MW Wärmeleistung wird der Betreiber Geovol künftig mehr als 2.000 Haushalte und 50 Gewerbekunden versorgen. Rund 52 Millionen Euro hat die Gemeinde bisher in die Anlage und das zugehörige Fernwärmenetz investiert.

Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer hatte beim Richtfest für die zweite Energiezentrale gesagt: „2020 wollen wir in der Lage sein, den ganzen Ort mit der umweltfreundlichen Energie zu versorgen.“ Das Geothermieprojekt in Unterföhring leiste einen wichtigen Beitrag zur oft vernachlässigten Energiewende im Wärmebereich – eine Strategie, die Schule machen sollte – s0 Kemmelmeyer: „Wir denken nicht in Wahlperioden, sondern in Jahrzehnten und in Generationen.“ Der Unterföhringer Rathauschef forderte die Stadtwerke München (SWM) auf, ihren Kohleblock im Heizkraftwerk München Nord vom Netz zu nehmen. Fast die Hälfte der Kommunen im Landkreis München habe bislang den Mut aufgebracht, „das Molassebecken anzubohren“ berichtete der stellvertretende Landrat Otto Bußjäger und schloss sich Kemmelmeyers Forderung gerne an. Das Leitungsnetz im Landkreis München sei mittlerweile immerhin 300 Kilometer lang.

Unterföhring liegt auf dem Gebiet des nordalpinen Molassebeckens, einer für die Geothermie besonders gut nutzbaren Region zwischen Donau und Alpen. Der Raum München und das Voralpenland liegen diesem so genannten nordalpinen Molassebecken. Hier sind die Voraussetzungen zur Erschließung von Erdwärme besonders günstig. Die geologischen Bedingungen lassen in dieser Region das heiße Tiefengrundwasser in einer Tiefe und mit einer Temperatur vorkommen, die eine wirtschaftliche Gewinnung zu Heizzwecken, in besonderen Fällen sogar zur Stromerzeugung erlauben. Dabei wird die heißes Wasser führende Gesteinsschicht, die im Raum München in einer Tiefe zwischen 1.500 m im Norden und 3.000 m im Süden liegt und bis zu den Alpen hin auf ca. 6.000 Meter abfällt, durch Bohrungen ‚angezapft’. Man verwendet hierzu langjährig erprobte Tiefbohrtechniken, die aus der Erdöl- und Erdgasförderung bekannt sind. Als Faustregel gilt, dass die Temperatur des Thermalwassers pro 100 Metern Tiefe um 3°C zunimmt. In Unterföhring wurde das heiße Tiefengrundwasser im Jahr 2009 durch zwei Bohrungen mit 2.512 bzw. 2.578 Metern Tiefe erschlossen. Das 87 Grad heiße Thermalwasser gibt in der Energiezentrale seine Wärme an das Fernwärmenetz der GEOVOL Unterföhring GmbH ab und wird in abgekühltem Zustand über die zweite Bohrung in die gleiche Gesteinsschicht (Malmkarst) zurückgeführt, aus der es entnommen wird. Durch die Technik der geothermischen Dublette wird also nicht das Wasservorkommen selbst abgebaut, sondern nur seine Wärme entnommen. Wärme, die unabhängig von Witterung, Tageszeit oder Jahreszeit rund um die Uhr zur Verfügung steht.

Unterföhring hat laut Süddeutscher Zeitung mehr als 20.000 Tonnen Kohlendioxid durch die Nutzung der Geothermie eingespart, seit die Geovol im Herbst 2009 begonnen hatte, Wärme aus den Tiefen der Erde zu liefern.

Solarify findet das Beispiel der Unterföhringer absolut nachahmenswert und bittet alle, die jetzt gerne fragen wollen, ob sich das denn rentiert, doch bitte bedenken zu wollen, dass es sich für die Zukunft des Planeten rentiert. Wenn sich alle, die etwas Neues in die Tat umsetzen, fragen würden, ob es sich auch rentiert (am besten übermorgen oder mindestens in einem Jahr), dann kämen wir nicht sehr weit. „Längerfristig denken“ heißt die Devise spätestens seit COP21 Paris.

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