Energiepreismonitor April 2016 von Agora-Energiewende und European Climate Foundation: Erstmals wieder steigende Energiepreise
Die Belastung der deutschen Energieverbraucher ist von Februar auf März 2016 um ein Prozent gestiegen, so der aktuelle Preismonitor von Agora-Energiewende und der European Climate Foundation. Im historischen Vergleich bleibt Energie aber noch so günstig wie zuletzt vor fast sechs Jahren. Der deutlichste Anstieg zeigt sich bei den Kosten für Heizöl.
Nach Monaten drastischer Rückgänge sind die Preise für Energie in Deutschland im vergangenen März erstmals wieder gestiegen. Gegenüber Februar mussten die Verbraucher im Schnitt aller Energiearten ein Prozent mehr ausgeben. Das war der stärkste Anstieg seit über einem Jahr. Da die Preise in der Zwischenzeit allerdings noch sehr viel deutlicher gefallen waren, liegt ihr Niveau damit immer noch in der Nähe des zu Jahresbeginn erreichten Sechs-Jahres-Tiefs. So wenig Geld pro Energieeinheit mussten die Haushalte zuletzt im August 2010 bezahlen.
Hintergrund für den Anstieg der Energiepreise hierzulande war die Wende an den internationalen Rohstoffmärkten. Die Notierungen für Rohöl hatten dabei schon im Januar ihren tiefsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt erreicht – und sind im März dann hochgeschnellt. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) Rohöl der europäischen Sorte Brent stieg um gut 18 Prozent gegenüber Februar. Dabei wurde erstmals wieder die Marke von 40 Dollar überschritten. Das entspricht einem Anstieg von sogar fast 50 Prozent seit dem Tief von Januar. Wie relativ günstig Öl damit bleibt, zeigt der historische Vergleich: bis Mitte 2014 hatte der Ölpreis über einige Jahre hinweg bei mehr als 100 Dollar je Barrel gelegen.
Heizöl zehn Prozent teurer
Am deutlichsten machte sich diese Trendwende in Deutschland bei den Heizölkosten bemerkbar. Von Februar auf März legten diese um gut 10 Prozent zu (bei einem Anteil am Energiekonsum der Verbraucher von ebenfalls gut 10 Prozent). Allerdings hatte es hier in den vorangegangenen Monaten auch überproportional starke Preisrückgänge gegeben. Heizöl war im März daher nach wie vor weniger als halb so teuer wie noch zu Hochzeiten 2012. Ebenfalls gestiegen sind im Sog des Weltmarkttrends für Rohöl die Preise für Kraftstoffe in Deutschland – allerdings fiel das Plus mit 1,3 Prozent relativ moderat aus. Vor allem Superbenzin bleib mit durchschnittlich 1,22 €/l vergleichsweise günstig. Die hiesige Mineralölwirtschaft hat einen Teil des Kostenanstiegs auf den Ölmärkten offenbar aufgefangen; der Deckungsbeitrag für Superbenzin, in dem unter anderem die Gewinnmargen enthalten sind, lag im März um rund 28 Prozent niedriger als im Februar.
Auch die Verbraucherpreise für Strom in Deutschland sind im vergangenen Monat gestiegen. Sie lagen um 0,2 Prozent höher als im Februar. Damit nähern sich die Stromkosten allmählich wieder dem bisherigen Höchststand vom Herbst 2014. In der Zwischenzeit hatte es auch hier einen steten, allerdings relativ moderaten Rückgang der Preise gegeben. Zum Jahreswechsel hatten dann höhere Netzentgelte sowie der Anstieg der Umlage für Erneuerbare Energien für einen Trendwechsel gesorgt. Strom macht immerhin rund ein Viertel des Energieverbrauchs aus.
Deutlich gesunken sind im März dagegen die Preise für Zentralheizung und Fernwärme (minus 0,8 Prozent). Die Gaspreise gingen leicht zurück: Sie fielen um 0,1 Prozent gegenüber Februar. Damit blieb der Rückgang hier erneut deutlich hinter der Verbilligung der Importpreise zurück. An den Grenzübergängen mussten die deutschen Importeure im Januar rund ein Drittel weniger für Gas ausgeben als noch ein Jahr zuvor. Bei den Verbrauchern kam nur eine Verbilligung in Höhe von rund 2,5 Prozent an.
Trotz des jüngsten Wiederanstiegs der Öl- und Benzinpreise geht von den Energiepreisen insgesamt nach wie vor ein stark dämpfender Einfluss auf die Inflation in Deutschland aus. Die Verbraucherpreise lagen im März um lediglich 0,3 Prozent über dem Vorjahresniveau. Wären die Energiepreise in den zwölf Monaten zuvor nicht gefallen, sondern stabil geblieben, läge die Inflation bei 1,3 Prozent – historisch ein immer noch auffallend niedriger Wert.
Der Energiepreis-Monitor der European Climate Foundation wird seit Oktober 2014 monatlich erstellt, um die jüngsten Entwicklungen der Verbraucherpreise für Energie in Deutschland zu beobachten. Veröffentlicht wird der Energiepreis-Monitor bei Agora Energiewende, einer Initiative der European Climate Foundation und der Stiftung Mercator. Die Daten basieren – sofern nicht anders angegeben – auf den amtlichen Erhebungen des Statistischen Bundesamts (Destatis) und des EU-Statistikamtes (Eurostat). Die entsprechenden typischen Warenkörbe sind nach der jeweiligen nationalen Energienutzung gewichtet. Der nächste Monitor erscheint Mitte Mai 2016.
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