Interner Audit schürt Verdacht
Während der Leiter der belgischen Atomaufsichtsbehörde FANC, Jan Bens, weiter an der These festhält, dass die Haarrisse in den Reaktor-Ummantelungen der umstrittenen Meiler Doel 3 und Tihange 2 Störfällen standhalten würden, wächst auch im belgischen Inland die Kritik an dieser Behörde. Jetzt wurde ein interner Audit bekannt, nach dem die FANC unter politischem und wirtschaftlichem Druck stehen soll. Ein Bericht von A.Kockartz mit freundlicher Genehmigung von FLANDERN INFO.BE.
In den beiden belgischen Tageszeitungen De Standaard und Le Soir wird die Frage aufgeworfen, ob die FANC wirklich unabhängig von wirtschaftlichen oder politischen Interessen arbeiten kann. Kristof Calvo, Fraktionsvorsitzender der belgischen Grünen (Groen und Ecolo) im Bundesparlament, sagte dazu, dass man diesen Audit auf keinen Fall einfach zu den Akten legen solle. Das Dossier werfe eine wichtige Frage auf, nämlich die, ob die Leitung der FANC überhaupt unabhängig sei.
FANC-Boss Jan Bens unter Druck?
Der interne Audit förderte zum Beispiel die Feststellung gleich mehrere Mitarbeiter der Atomaufsichtsbehörde zutage, dass Bens unter besonders hohem Druck stehe. Man müsse sich die Frage stellen, so die Personalmitglieder, ob ihr Vorgesetzter eher von außen auferlegte Kompromisse nutze, als dass er sich auf die Expertise der eigenen Fachleute berufe.
[note Bens hatte 2015 in einem Interview mit der Zeitung „Le Soir“ („Der Kopf von Jan Bens hängt an einem seidenen Faden“) zugegeben, in Korruption verwickelt gewesen zu sein. 1995 sei Bestechung in Kasachstan nun einmal üblich gewesen, wird Bens zitiert. Man habe ihm Schmiergeld in Umschlägen angeboten, und „ich habe anderen welches angeboten. In Kasachstan, da lief alles über Bargeld“, sagte Bens. Der FANC-Verwaltungsrat steht dennoch weiter hinter ihm.]
Grünen-Fraktionschef Calvo fordert jetzt, dass Bens ein weiteres Mal vor dem Parlament erscheint, um dort Stellung zu den Inhalten des internen Audits zu nehmen. Calvo will aber auch, dass Bundesinnenminister Jan Jambon (N-VA) als Aufsichtsminister zu diesem Thema parlamentarisch befragt wird.
Auch Luxemburg fordert Abschaltung
Neben Deutschland fordert jetzt auch Luxemburg die Abschaltung der Problem-Meiler Doel 3 und Tihange 2, zumindest solange, bis neue Sicherheitstests wirklich belegen können, dass die schadhaften Stahl-Ummantelungen der Reaktoren Störfällen standhalten.
In diesem Zusammenhang wird auch die Öffentlichkeitsarbeit der FANC angegriffen. Hier werde durch das stetige Festhalten an Sicherheitsparolen eher Angst geschürt, als genommen. Übrigens war FANC-Direktor Jan Bens früher Mitarbeiter des Kraftwerksbetreibers Electrabel und leitete zwischen 2004 und 2007 das Kernkraftwerk Doel bei Antwerpen.
->Quelle: deredactie.be/nachrichten/1.2639217