Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte

Globale Bedingungen für nachhaltige Stadtgesellschaften schaffen

  • Im Gegensatz zur großen Bedeutung des Themas Urbanisierung für die Transformation zur Nachhaltigkeit sind die entsprechenden internationalen Institutionen nur schwach aufgestellt.
  • Um die Auseinandersetzung mit Urbanisierung und Transformation weltweit zu intensivieren, sollten sich die G20 des Themas dauerhaft annehmen. Dabei kommt der deutschen Bundesregierung mit ihrer G20-Präsidentschaft 2017 eine Schlüsselrolle zu. Sie sollte das Thema auf die Agenda setzen.
  • Das UN-Programm für Siedlungswesen (UN-Habitat) sollte reformiert und gestärkt werden, so dass dessen Gestaltungsmöglichkeiten und Wirkmächtigkeit mindestens auf Augenhöhe mit Programmen wie UNEP sind.
  • Regelmäßige wissenschaftliche Sachstandsberichte würden helfen, in der internationalen Staatengemeinschaft das Bewusstsein für Urbanisierung zu fördern und den bestehenden Handlungsbedarf für die Transformation in Richtung Nachhaltigkeit zu präzisieren. Ein solcher Ausschuss könnte, ähnlich wie der Weltklimarat (IPCC), eine integrierte Begutachtung des wissenschaftlichen Sachstands zur globalen Urbanisierungsdynamik durchführen.

Ausgewählte Kernempfehlungen für urbane Transformationsfelder

Klima und Ressourcen

  • Alle fossilen CO2-Emissionsquellen in Städten bis 2070 durch Alternativen ersetzen und Energieverbrauch senken, etwa auch durch dezentrale Solaranlagen in informellen Siedlungen; dabei die Verkehrssysteme ebenfalls vollständig dekarbonisieren, vor allem durch die Stadt der kurzen Wege mit Durchmischung von Wohn- und Arbeitsviertel sowie durch den massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs;
  • Anpassung an den Klimawandel vorantreiben, vulnerable Zonen in Städten identifizieren und ihre Bebauung vermeiden, informelle Siedlungen klimaresilient umgestalten;
  • Kreislaufwirtschaft in den Städten etablieren, nicht nur etwa bei Elektroschrott, sondern auch beispielsweise im Baurecht durch Vorschriften zur Rückbaubarkeit und Recyclingfähigkeit von Gebäuden.

Menschenorientierte Städte

  • Ungleichheiten zwischen Arm und Reich abbauen durch Neuorientierung des Städtebaus an den Bedürfnissen der 30-40 % Einkommensschwächsten; zugleich muss der zunehmenden Konzentration von Grundbesitz und Vermögen entgegengewirkt werden, etwa durch steuerliche Regelungen;
  • Eine sektorübergreifende Perspektive für die Stadtgesundheit entwickeln, die die Bekämpfung von Stressoren und Umweltschutz mit dem Erhalt und Ausbau gesunder urbaner Lebensräume verbindet;
  • Die städtische Flächennutzung an eine Gemeinwohlverträglichkeitsprüfung binden und Immobilienspekulation eindämmen.

Städte und internationale Politik

  • Stadtgesellschaften als politische Akteure global anerkennen und stärken, etwa durch Rederecht;
  • Auf nationaler Ebene die Selbstbestimmungsrechte von Städten ausbauen und Beteiligung der Bevölkerung an lokalen Entscheidungsprozessen stärken;
  • Entwicklungsfinanzierung international stärker auf die Städte und an Nachhaltigkeitskriterien ausrichten.

Forschung

  • Stärkung nationaler und internationaler Forschung zur nachhaltigen Gestaltung des Jahrhunderts der Städte.
  • Einrichtung eines Max-Planck-Instituts für urbane Transformation, um die Forschung zum Thema weiter voranzutreiben sowie Einrichtung globaler urbaner Reallabore.

[note Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) wurde 1992 vor der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung („UNCED“) in Rio de Janeiro von der Bundesregierung als unabhängiges wissenschaftliches Beratergremium eingerichtet. Der WBGU hat die Aufgabe globale Umwelt- und Entwicklungsprobleme zu analysieren und zur Lösung dieser Probleme Handlungs- und Forschungsempfehlungen zu erarbeiten.]

->Quellen: