Netzstabilisierung erstmals über Milliardengrenze
Verbraucher zahlen für nicht produzierten Strom: Weil nach wie vor zu viel (Braun-)Kohle-Strom im Netz ist, wegen des Booms Erneuerbarer Energien und aufgrund des unseligen Merit-Order-Effekts müssen die Betreiber zur Stabilisierung des Netzes neben konventionellen Kraftwerken immer mehr Windräder abregeln, wenn ihr Strom das Netz zu destabilisieren droht. Die Wind- und Solarparkparkbetreiber erhalten Vergütungen für den nicht produzierten Strom. Das soll sich ändern, meldet die WirtschaftsWoche.
Insgesamt 479 Millionen für nicht produzierten Strom
Das will Torsten Albig, Ministerpräsident des Windlandes Schleswig-Holstein, ändern: „Wir müssen der Verschwendung des Erneuerbaren Stroms ein Ende setzen“, sagte er dem Wirtschaftsblatt. Albig hält „zusätzliche Mechanismen“ für nötig, wie etwa Vergünstigungen, damit nicht transportfähiger Strom in Wärme-, Industrie- und Speicheranlagen wirtschaftlich genutzt werde, und so „den grünen Strom nutzen, statt ihn wegen Netzengpässen wegzuwerfen“.
SH mit neuem Konzept
Um künftig an der Westküste weniger Windstrom durch zwangsweise Abschaltung von Windenergieanlagen zu vergeuden, hat das Land Schleswig-Holstein ein neues Konzept vorgelegt. Energiewende-Staatssekretärin Ingrid Nestle erläuterte bei der 9. Tagung des Westküsten-Beirats in Enge-Sande (Kreis Nordfriesland): Unser sogenanntes Konzept der ‚zuschaltbaren Lasten‘ bedeutet im Kern: Es sollen in Zukunft bei Netzengpässen Wärme-, Industrie- und Speicheranlagen zugeschaltet statt Windanlagen abgeschaltet werden – also Prozesswärme in der Industrie, Speicher- oder Heizwärmenutzung.
[note © MWAVT]
Das sei gerade an der Westküste interessant, weil hier das Stromangebot groß sei und es insbesondere in den Industrieschwerpunkten Brunsbüttel und Hamburg große Verbraucherlasten gebe.
Netzausbau ist entscheidend
Wie die Staatssekretärin weiter sagte, sei ein zügiger Netzausbau entscheidend und mache insbesondere durch den Bau der Westküstenleitung in Schleswig-Holstein gute Fortschritte. Gänzlich verschwinden werden die Abregelungen in den kommenden Jahren aber noch nicht, weil der Netzausbau in den anderen Bundesländern nur schleppend vorankommt,
so Nestle mit Blick auf die noch fehlende Gleichstromverbindung „Süd.Link“ nach Süddeutschland.
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