Hans-Josef Fell über Waldbrände in Alberta: 100 000 Klimaflüchtlinge in Kanada
In seiner jüngsten Rundmail zieht Ex-MdB und Engery Watch Group-Präsident Hans Josef Fell seine Schlüsse aus den verheerenden Waldbränden in Kanada: Über 1.000 Quadratkilometer, mehr als die Fläche Berlins steht in Alberta, zweieinhalb Flugstunden nordwestlich von Vancouver, in Flammen, bzw. ist bereits niedergebrannt. Bislang haben mehr als 80.000 Menschen Fort McMurray, das Zentrum der kanadischen Ölsandförderung verlassen. Rund 1.600 Wohnhäuser und andere Gebäude sind abgebrannt. Jetzt drohen drohen die Flammen auf die Nachbarprovinz Saskatchewan überzugreifen.
„Es kommt, wie es kommen muss, denn die Natur kennt keine Kompromisse. Auch das Leugnen des Klimawandels gibt den Klimawandel-Ignoranten keine Chance, den Katastrophen, die der Erderwärmung folgen, zu entgehen. Früher oder später werden auch sie alle davon erfasst. Ein Lehrstück besonderer Art kann man aktuell in der kanadischen Provinz Alberta sehen.
In Alberta wird auf höchst schmutzige und intensivste Art unkonventionelles Erdöl, insbesondere aus Teersand, gewonnen. Dies geschieht im großflächigen Tagebau, was nur über massive Naturzerstörung, vor allem durch irreversible Waldabholzungen, gelingt. Vergiftete Mondlandschaften ohne Natur sind die Folge. So ist Kanada alleine für ein Fünftel der gesamten weltweiten Waldabholzung verantwortlich. Hunderttausende Quadratkilometer Wald sind bereits zerstört.
Allein durch die Abholzung sind ungeheure Mengen CO2 in die Atmosphäre emittiert worden. Die Verbrennung in Autos und Heizungen des in Alberta gewonnen Erdöles hat weiter immense CO2-Emissionen verursacht. Vor allem auch, weil das kanadische Erdöl aus Alberta mehr als dreimal mehr CO2-intensiv ist als konventionelles Erdöl. Damit gehört Alberta zu einem Hotspot der Verursacher der Erderwärmung.“
[note Auswirkungen auf Menschen und Umwelt in Kanada (laut Greenpeace)
- Waldrodung: Das Abbaugebiet erstreckt sich über 149.000 Quadratkilometer, eine Fläche so groß wie England.
- Energie- und Wasserverbrauch: Ein Drittel der Energie, die das Öl am Ende liefert, wird bereits bei der Gewinnung verbraucht.
- Treibhausgase: Nach einem Bericht der Stanford Universität für die EU-Kommission werden durch Teersand 23 Prozent mehr Emissionen im Vergleich zum konventionellen Öl produziert.
- Schwefelgehalt: Ölsand enthält ca. fünf Prozent Schwefel. Die bei der Entschwefelung entstehende Abluft führt zur Versauerung der Böden und Wälder.
- Giftstoffproduktion: 500.000 Tonnen toxischer Flüssigkeiten (u.a. Cadmium, Arsen, Quecksilber und krebserregende Kohlenwasserstoffe) werden täglich in künstlich angelegte Seen geleitet, Senken ohne jegliche Absicherung.
- Erkrankungen von Mensch und Tier: Die Umweltschäden gehen noch weiter. Schon jetzt liegt die Krebsrate der Region um etwa 20 Prozent höher als im Rest des Landes.
- Besonders betroffen sind die indianischen Ureinwohner Kanadas, die First Nations. Der Fischfang und die Jagd auf Wild, traditionell wichtig für ihren Lebensunterhalt, sind nur noch eingeschränkt möglich. Tausende Arbeiter, die von den Ölkonzernen nach Alberta geschickt wurden, sind mit einer Immobilienkrise konfrontiert. Drogenmissbrauch, Selbstmord, Spielsucht und Gewalt in Familien stiegen in den Gebieten des Ölsandabbaus an.]