Mehr als 650 Millionen pro Jahr
Sie sind zwar gesetzlich vorgeschrieben, haben aber keine Aussagekraft mehr: Millionenteure Abgasuntersuchungen; die „Bild“-Zeitung zitiert laut tagesschau.de und heute aus Berechnungen der Bundestags-Grünen. Ihr energiepolitischer Sprecher und Fraktionsvize Oliver Krischer nennt es „Abzocke“.
Genau 666 Millionen Euro müssen deutsche Autobesitzer jedes Jahr für die vorgeschriebenen Abgasuntersuchungen bezahlen, doch der Unmut darüber wird lauter – angesichts der Auspuff-Betrügereien von immer mehr Autoherstellern nicht verwunderlich. Die Grünen haben die festgelegte Messmethode als Ursache identifiziert: Bei neueren Modellen werde nur noch der Bordcomputer ausgelesen, nicht aber die echten Auspuff-Emissionen gemessen.
Krischer kritisiert Dobrindt scharf
Krischer warf Verkehrsminister Alexander Dobrindt vor, er sitze das Thema weiter aus und decke damit die Schummeleien der Autoindustrie: „Wir brauchen endlich eine Abgasmessung, die den Namen verdient. Darauf haben Autofahrer, aber auch die Menschen in den Innenstädten ein Anrecht. Statt das Thema weiter auszusitzen und damit das Schummeln der Autoindustrie zu decken, muss Dobrindt endlich ernsthafte Abgastests einführen.“ Grüne und Linkspartei hatten am Donnerstag einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Affäre um Dieselfahrzeuge beantragt. Nach VW und Daimler sieht sich nun auch Opel mit Manipulationsvorwürfen konfrontiert – im BMVI überprüft man zudem Werte einiger Modelle von Fiat.
Die Autoindustrie steht wegen der Abgasemissionen global unter Beobachtung, seit im Herbst 2015 in den USA der Manipulationsskandal bei Volkswagen aufgedeckt wurde. Die Wolfsburger hatte zugeben müssen, weltweit bei rund elf Millionen Fahrzeugen eine illegale Software eingebaut zu haben, die dafür sorgt, dass bei Tests teilweise extrem niedrigere Schadstoffwerte angezeigt werden, als sie bei normaler Fahrt auf der Straße entstehen.
Auch der Prüfkonzern Dekra, laut dessen Chef Stefan Kölbl das Prüfwesen nicht mehr zeitgemäß ist, hat sich für eine umfangreiche Reform der Auto-Abgasprüfungen ausgesprochen: Neben den geplanten neuen Zulassungs-Tests für Autos im Labor und auf der Straße müsse der Markt wirksam kontrolliert werden. Prüfkonzerne wie Dekra oder der TÜV sind inzwischen selbst in die Kritik geraten, werden sie doch von den Herstellern für Messungen im Rahmen der Typgenehmigungen neuer Modelle bezahlt, ihre Unabhängigkeit steht also infrage.
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