Noch zu wenig Investitionen am Klimaschutz orientiert
„Klimawandel: Die Hälfte der weltweit größten Investoren ignoriert ihn!“ so die anklagende Überschrift des österreichischen Bloggers Michael Tschas (software-systems Finanzdatenservice GmbH) am 11.05.2016. Etwa 250 der 500 wichtigsten institutionellen Investoren nutzten ihre Anlageentscheidungen nicht im Sinne des Klimaschutzes – also für Emissionsreduzierung, Dekarbonisierung und Divestment. Quelle ist der vierte Global Climate 500 Index 2016 des australischen Asset Owners Disclosure Projects. Dessen Presseerklärung trägt allerdings eine optimistische Überschrift: „Der Index zeigt, dass große Investoren zunehmend das Risiko des Klimawandels erkennen und entsprechend Maßnahmen ergreifen.“
Die gemeinnützige Organisation quantifiziert mit ihren Reports die finanziellen Risiken des Klimawandel und will die führenden institutionellen Investoren weltweit zu Offenlegung und Management von Klimawandelrisiken motivieren. Der Index bewertet, wie die 500 größten institutionellen Investoren (Pensionsfonds, Versicherungen, Staatsfonds, Stiftungen) mit Klimawandelrisiken in ihrem jeweiligen Portfolio umgehen.
[note Positive Feststellung von Asset Owners Disclosure Project zu Beginn des diesjährigen Global Climate 500 Reports: „Vor mehr einem Jahr veröffentlichten wir unseren dritten Global Climate 500 Report. Wir stellten fest, dass nahezu 85% der Anleger wenig taten, oder sich weigerten, ihre Strategien offen zu legen, und dass nur 2% von ihnen die Auswirkungen ihrer Anlagen auf die Emissionen berechnen konnten. Inzwischen haben die führenden Investoren ihre Bereitschaft erhöht, mehr in erneuerbare Energien und Dekarbonisierung ihrer Portfolios zu investieren.]
Ersparnisse und finanzielle Sicherheit werden aufs Spiel gesetzt
Lediglich ein knappes Fünftel der aufgelisteten Anleger habe greifbare Schritte zur Minderung des Klimarisikos unternommen – wie etwa Investitionen in Wertpapiere besonders umweltfreundlicher Unternehmen oder die Aufnahme eines Dialogs mit „schwarzen Schafen“ über Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltfreundlichkeit.
Die zehn größten institutionellen Investoren der Welt verwalten Vermögen im Wert von 4,2 Billionen Euro, überwiegend Staatsfonds von Erdöl-Ländern und großen Versicherungen aus Asien; darunter dieses Jahr vor allem auffällig die Abu Dhabi Investment Authority, die japanische Postversicherung Kampo Seimei und die Kuwait Investment Authority. Die Autoren der Studie bauen auf deutliches Verbesserungspotenzial. Das Ausblenden der Klimawandelrisiken habe zu einer Überbewertung zahlreicher Finanzprodukte geführt, die schnell an Wert verlören, sobald der Klimawandel noch stärker zu spüren sei. Dadurch würden Ersparnisse und finanzielle Sicherheit von hunderten Millionen Menschen aufs Spiel gesetzt.
[note Wichtiger Hinweis von Asset Owners Disclosure Project: „Der Gouverneur der Bank of England, Mark Carney rückte (Ende Oktober 2015 -S_Y) den Klimawandel in den Fokus als „eine Tragödie des Zeithorizonts“, weil sie sich über die wirtschaftlichen und politischen Zyklen sowie den Horizont von Geldpolitik und Finanzstabilität erstrecke. Die hochkarätige Rede hat mehr Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit gerichtet, die Politikziele eher früher als später auf die Zwei-Grad-Grenze einzustellen. In einer schlichten Botschaft an die Anleger ermutigte Carney Investoren und die Finanzwelt, den Klimawandel offen anzugehen.“ Solarify hat die Rede dokumentiert.]
Klimawandelrisiken höher als jene während der Wirtschafts- und Finanzkrise
Hank Paulson, US-Finanzminister während der globalen Finanzkrise, schätzt ebenso wie Carney deren Risiken wesentlich geringer ein als die Klimarisiken. Carney forderte zudem den Finanzstabilitätsrat auf, ein Konzept zur Verringerung der Investmentrisiken zu entwickeln. Doch trotz aller Warnungen setzen – so der Blogger Tschas – noch immer viele institutionelle Investoren, die langfristig handeln müssten, auf kurzfristige Gewinne durch umwelt- und klimaschädliche Geldanlagen.
[note Solarify ist in diesem Punkt optimistisch: Dass nur noch die Hälfte mehr oder weniger blind ihre Kohle in fossile Ressourcen und Produkte steckt, ein Teil ewig Gestriger vielleicht gar erst aufwacht, wenn die Blase platzt und sich dann verwundert die Augen reibt, bedeutet unzweifelbar einen Fortschritt. Solarify ist sicher, dass es täglich weniger werden. Siehe dazu die Ankündigung des Rockefeller Family Funds, Exxon nicht mehr zu finanzieren, denn es habe weder finanziell noch ethisch Sinn, weiter in Unternehmen zu investieren, deren Geschäftsmodell auf fossilen Brennstoffen basiere. (Mehr auf: solarify.eu/divestment)]