Solarstromspeicher im Haus werden wirtschaftlich

Sonnengemeinschaft

Dezentral vernetzte PV-Anlagen mit Kleinspeichern nutzt das Ende 2015 gestartete Modell „Sonnencommunity“ des Marktführers Sonnen. Das Prinzip: Eigentümer neuer PV-Anlagen kaufen bei dem Unternehmen einen Solarspeicher. Wer am Projekt teilnimmt, bekommt im ersten Jahr vom Unternehmen 1.000 Kilowattstunden Strom in seinen Speicher geladen. Außerdem wechseln sie komplett zu dem auch als Stromversorger auftretenden Anbieter. Wie bisher nutzen die Anlageneigentümer einen Teil ihres erzeugten Solarstroms selbst, ein weiterer Teil wird zur späteren Verwendung in der Batterie gelagert. Überschüssiger Strom kommt in einen virtuellen Strompool, der allen Mitgliedern zur Verfügung steht. Hier versorgen sich die, die gerade nicht genug Strom haben, etwa weil bei ihnen die Sonne nicht scheint.

Per App können sich die Nutzer informieren, wo gerade Strom aus erneuerbaren Energien in den Pool eingespeist wird. Ist nicht genug Strom im Pool, kauft das Unternehmen Strom aus Biogas-, Windkraft- und PV-Anlagen hinzu, zur Not auch an der Strombörse EEX. Auch Haushalte ohne eine Möglichkeit zur eigenen Stromerzeugung oder eigenen Batteriespeicher können übrigens Strom aus dem Pool beziehen. Die Steuerung des gesamten Vorhabens übernimmt eine Onlineplattform.

Die schwarmstromfähigen Batterien sollen künftig auch die Möglichkeit bieten, am Regelenergiemarkt teilzunehmen. Der Batterieeigentümer wird, wie bei den Angeboten der Konkurrenten Lichtblick, Caterva und Deutsche Energieversorgung, an den dort erlösten Erträgen beteiligt, dafür verzichtet er auf einen Teil seines Speichers. Mit der Einbindung in die Regelenergie würde aus den im Land verteilten dezentralen Speichern ein virtueller Riesenspeicher, der dazu beiträgt, das Stromnetz stabil zu halten. Denn im Stromnetz müssen sich Erzeugung und Verbrauch immer die Waage halten. Abweichungen werden durch den Einsatz von Regelenergie ausgeglichen.

Das neue Modell Sonnencommunity ist eines der innovativsten, das derzeit auf dem Markt ist. Im Vordergrund steht für den Kunden das Ziel, durch Zusammenschluss mit anderen Kunden und dezentralen Erzeugern gemeinsam mehr erneuerbaren Strom zu verbrauchen. Dafür werden sinnvolle Änderungen in der Tarifstruktur und die individuelle Bereitstellung von Speichern akzeptiert. Je nach Verbrauchsverhalten kann sich das finanziell lohnen oder auch nicht – das steht aber nicht im Vordergrund. Für den Strom, den die Mitglieder allen zur Verfügung stellen, bekommen sie nicht nur mehr Geld als bei der EEG-Einspeisevergütung. Sie zahlen auch mit 23 Cent vier bis fünf Cent weniger als der handelsübliche Preis. Das Unternehmen leitet den eingekauften Strom nur weiter, ohne daran zu verdienen. Zudem erhalten sie einmalig die 1.000 kWh gratis in ihren Speicher geladen. Die Kunden zahlen aber einen monatlichen Mitgliedsbeitrag von 20 Euro. Das Unternehmen wagt den innovativen Schritt trotz der gegenwärtigen Entgeltstrukturen, die diese Art der Dienstleistung für den Stromanbieter verteuert: Sonnen verdient an dem Speicher einmalig und an dem Mitgliedsbeitrag monatlich, muss dafür aber Gratis-Kilowattstunden, die Messinfrastruktur und die Energiesoftware bezahlen.

Experten räumen den neuen Speicherkonzepten trotz der momentanen Hindernisse große Marktchancen ein. „In den nächsten Jahren wird der Siegeszug solcher Modelle nicht mehr aufzuhalten sein“, sagt Carsten Tschamber vom Solar Cluster. „Sinkende Speicherpreise, steigende Stromkosten und die weiter fallende EEG-Einspeisevergütung werden die neuen Sonnenstromspeicherkonzepte wirtschaftlicher machen. Nötig sind aber auch bessere gesetzliche Rahmenbedingungen, damit Speicher gleichberechtigt Zugang zum Energiemarkt bekommen.“ (Beate Oberkofler auf SolarCluster)

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