Citigroup: Nach Divestment jährlich eine Billion freies Kapital

Ausstieg aus den Fossilen befördert Investitionen in Erneuerbare Energien

Nach einem Knick im Jahr 2013 ist Solarenergie eine angesehene Anlage-Klasse auf den Kapitalmärkten geworden – bis 115 Billionen Euro („$ 130 trillion“) könnten investiert werden. In weniger als einem Jahrzehnt könnten EE-Investitionen die Eine-Billion-Dollar-Marke überschreiten, so eine der einflussreichsten Stimmen in Sachen institutionelle Investitionen zum Rotterdamer Solar-Netzwerk Solarplaza.

Nach der COP21 in Paris Jahr hätten „viel mehr Pensionskassen jetzt grünes Licht bekommen, um [in Erneuerbare zu investieren]“, sagte Mike Eckhart, zuständig für Umweltfinanzierungen und Nachhaltigkeit bei der Citigroup: „Ich bin 100% sicher, dass das weiter boomen wird. Bis 2025 werden wir etwa bei einer Billion USD [900 Millionen] jährlich landen – dann könnten sich die allmählich Dinge verlangsamen“, wenn nämlich die Erneuerbaren allmählich in einigen Märkten ein Sättigungsniveau erreichten.

Die Kapitalmärkte mit einem Gesamtinvestitionspotenzial von jährlich 130 Billionen Dollar hätten seit 2013 wachsendes Vertrauen in Erneuerbare Energien gewonnen, stellte Eckhart fest. Damals seien fast gleichzeitig die sogenannten Yieldcos (s.u.) und Verbriefungen Erneuerbarer Energien entstanden, zusammen mit der Veröffentlichung des Green Bank-Konzepts, in dessen Folge in den kommenden fünf Jahren 40 Milliarden Dollar in Erneuerbare Energien investiert werden sollen.

PV auf Dach des Tagungs-Saals des Bonner Maritim-Hotels - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft 20150914_183248[note Yieldcos: Börsennotierte Unternehmen mit dem Ziel, wachsende Dividenden zu generieren; immer mehr Yieldcos drängen auf den Markt für Erneuerbare Energien, die bestehenden sind bisher schnell gewachsen – Yieldcos bündeln erneuerbare und/oder herkömmliche langfristig angelegtes Betriebsvermögen wie Solar-, Windparks und Übertragungsleitungen. Durch die Erzeugung vorhersehbarer Cashflows können Entwickler eine kontinuierliche Pipeline von neuen Projekten refinanzieren.]

Signifikante Erträge zu einer Zeit niedriger Zinsen

„Wir müssen von da an weiter hochrechnen“, sagte Eckhart, „die Investment-Community ist in Richtung Photovoltaik schlauer geworden und hat eine Anleger-Gruppe identifiziert, mit der sie zufrieden ist.“ Mit dem Ergebnis, dass die Kapitalmärkte nun Erneuerbare Energien zunehmend als wertvolle Anlage-Klasse sähen, die zu einer Zeit niedriger Zinsen signifikante Erträge lieferten. Aktien wie Brookfield Renewable Energy Partners versprächen langfristige jährliche Renditen bis zu 15%, im Vergleich mit 2,5% für amerikanische Immobilienfonds im Jahr 2015.

Dennoch steckten Erneuerbare Energie-Verbriefungen noch in den Kinderschuhen, weil der Prozess viel Zeit erfordere – in der Regel zwischen fünf und 15 Jahren – für den Aufbau eines Datensatzes, der für das Risiko genau analysiert werden könne. Verbriefung verlange zudem standardisierte Verträge. Einige Fortschritte in diese Richtung seien 2013 von einer Arbeitsgruppe unter der Schirmherrschaft des US National Renewable Energy Laboratory unter dem Namen Solar Access to Public Capital (SAPC) gemacht worden.

Ein weiteres Problem sei das extrem niedrige Angebotsniveau auf einigen PV-Märkten. „Man spekuliert auf eine Fortsetzung der bisherigen Kostensenkungen, aber das wird nicht ewig so weiter gehen“, sagte Eckhart. „Wir werden erleben, dass Projekte, die bereits weit entwickelt sind, nicht finanziert werden können, weil die Gebote zu niedrig sind.“ Trotz dieser Probleme hält Eckhart die Aussichten für die Kapitalmärkte in punkto solarer Finanzierungen für „absolut vielversprechend. Wir werden schneller auf die Billion-Dollar-Ebene kommen als vorhergesagt. Auf einer Skala von minus 10 bis plus 10, sind wir bei plus acht. “ (nach dem englischen Artikel von Jason Deign, Solarplaza; Übersetzung: Solarify)

[note Solarify meint: Skeptiker wenden ein, die Erwartung Eckhardts, nicht mehr in fossile Energieträger investiertes Kapital werde verstärkt in Erneuerbaren Energien angelegt, könnte lediglich eine schöne Hoffnung sein. Denn es ist bereits sehr viel „billiges Geld“ auf dem Markt und die Anleger würden es gern in Erneuerbare Energien investieren. Weltweit fehlt es aber an profitablen Investitionsobjekten mit akzeptablen Risiko-, bzw. Returnprofilen. In der Folge wird das Geld aus Divestments eher woanders geparkt oder in Projekten angelegt, die wenig mit Erneuerbaren Energien zu tun haben. Die 2016 in Erneuerbare Energien geflossene Rekordsumme von fast 250 Mrd. Euro klingt zwar gut, ist aber in Beziehung auf die von Eckhardt genannten 115 Billionen EUR“ wohl eher nur eine „Kleinigkeit“.]

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