Bundeskanzlerin vor 16. NRE-Jahreskonferenz
Bundeskanzlerin Angela Merkel attestierte in ihrer Rede am 31.05.2016 dem Rat für Nachhaltige Entwicklung, derselbe nähere sich „in institutioneller Hinsicht inzwischen auch selber gewissermaßen der Nachhaltigkeit“. „Nachhaltig“ als Wort habe „längst einen festen Platz im politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Dialog ebenso wie im alltäglichen Umfeld“. Zum Thema Geflüchtete stellte sie einen Vergleich an: Libanon habe „mit fünf Millionen Einwohnern 1,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen“, in der EU mit 500 Millionen Einwohnern sei nicht einmal eine Million Syrer aufgenommen worden, man sehe daran, was im Libanon, in Jordanien und auch in der Türkei mit drei Millionen Flüchtlingen geleistet werde. Solarify dokumentiert die Rede.
„Sehr geehrte Frau Thieme, sehr geehrte Ratsmitglieder, meine Damen und Herren,
ich freue mich darüber, hier zu sein und dass Sie es mir ermöglicht haben, an einen neuen Ort in Berlin zu gehen. Der Ort selber ist nicht neu, aber ich kannte ihn noch nicht. Insofern habe ich noch mehr dazugelernt als nur aus Ihren Worten.
Ich begrüße Sie alle natürlich auch meinerseits ganz herzlich. Wir können sagen, dass sich der Rat für Nachhaltige Entwicklung in institutioneller Hinsicht inzwischen auch selber gewissermaßen der Nachhaltigkeit nähert. Er ist jetzt 15 Jahre alt und hat uns, die Bundesregierung, in all den Jahren begleitet – oft kritisch, aber vor allen Dingen immer kompetent und konstruktiv. Dafür möchte ich danke sagen und zum 15. Jahrestag herzlich gratulieren.
Das Wort „nachhaltig“ hat längst einen festen Platz im politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Dialog ebenso wie im alltäglichen Umfeld, etwa beim Einkauf. Wer darauf achtet, wie oft der Begriff auftaucht, der merkt: Nachhaltigkeit ist ein allgemeiner Anspruch an unser Handeln geworden. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich das in den kommenden Jahren noch weiter durchsetzen wird. Das ist das Verdienst vieler, aber besonders auch das Verdienst des Rates für Nachhaltige Entwicklung.
1992 zum Beispiel war das noch anders. Damals haben die Staaten der Welt auf der UN-Konferenz in Rio de Janeiro die Idee der nachhaltigen Entwicklung erstmals als globales Leitbild verankert. Seitdem hat sich viel verändert, auch wenn die Welt weiterhin vor großen, vor sehr großen Herausforderungen steht. Prognosen zufolge werden 2050 mehr als neun Milliarden Menschen auf der Welt leben. 2100 sollen es sogar mehr als elf Milliarden sein. Sie alle haben einen Anspruch auf Entwicklung und ein gutes Leben.
2100 – das scheint zeitlich noch in weiter Ferne zu liegen. Doch wer heute zum Beispiel in Deutschland geboren wird, hat, statistisch gesehen, durchaus eine realistische Chance, den Beginn des 22. Jahrhunderts zu erleben. Das heißt, wir reden nicht über abstrakte Zukunftsvorsorge, sondern wir reden über eine Welt, wie sie bereits für die Jüngsten heute und deren Kinder Realität werden wird. Das Nachhaltigkeitsprinzip stellt uns deshalb vor die Frage: Sind unsere Entscheidungen enkeltauglich oder zumindest kindertauglich? Denn schon dies verlangt, bis zum Ende des Jahrhunderts zu blicken.“