Wir stellen uns viel stärker als je zuvor unserer globalen Verantwortung
„Wir müssen ja nicht alles neu erfinden, sondern können an Bewährtes anknüpfen. Wir werden natürlich den Schwung mitnehmen, den uns die Agenda 2030 gebracht hat. Das zeigt sich schon allein daran, dass wir unsere nationalen Ziele und Maßnahmen an den 17 globalen Vorgaben der Agenda 2030 ausrichten. Das ist ja auch mehr als vernünftig; es wäre wahnsinnig, wenn wir das nicht täten. Das heißt, wir stellen uns der internationalen Vereinbarung in der ganzen Breite. Wir sparen da nichts aus. Wir stellen uns also viel stärker als je zuvor unserer globalen Verantwortung. Interessant ist auch, dass es bei den Millennium-Entwicklungszielen die Frage gab: Wie viel Geld gebt ihr, damit diese Ziele irgendwie umgesetzt werden können? Jetzt sind wir Teil des Ganzen; und jeder kann auch Einsicht gewinnen, an welchen Stellen wir mehr tun müssten. Ich glaube, das wird auch die Balance im Dialog zwischen Entwicklungs- und Industrieländern sehr verbessern.
Das Spektrum der neuen Strategie erweitert sich also; und sie stellt Aspekte heraus, die speziell für Deutschland sehr wichtig sind – entweder weil der Handlungsbedarf besonders groß ist oder weil Deutschland an bestimmten Punkten sehr viel beitragen kann.
Wir prüfen derzeit auch, welche Änderungen in der Architektur der Nachhaltigkeitspolitik sinnvoll sind. So stellt sich etwa die Frage, ob es neuer Formate der Zusammenarbeit im Sinne einer globalen Partnerschaft bedarf. Auf Ebene der Europäischen Union setzt sich Deutschland dafür ein, den Anspruch der Agenda 2030 voll umzusetzen. Wir glauben, dass es die beste Option ist, eine neue EU-Strategie für nachhaltige Entwicklung zu entwickeln. Unsere nationalen Erfahrungen sprechen jedenfalls dafür.
Viele neue Wege sind möglich – und das Beste daran ist: Sehr viele werden auch beschritten. Zum Beispiel ist das Engagement von umweltpolitischen und entwicklungspolitischen Verbänden verzahnter denn je. Die Wirtschaft befasst sich in Veranstaltungen damit, welche Bedeutung die Agenda 2030 für Unternehmen hat. Dieser Frage widmet sich insbesondere das „econsense – Forum Nachhaltige Entwicklung der Deutschen Wirtschaft“. – Wir haben versucht, den Begriff „sustainability“ aus allem herauszuhalten; und nun heißt es also „econsense“. Sie werden damit bestimmt lockerer umgehen können.
Auch die Bundesländer setzen sich mit der Agenda 2030 auseinander. Die ersten von ihnen haben die globalen Ziele in ihre eigenen Nachhaltigkeitsstrategien schon eingearbeitet. Die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder betonen in einer aktuellen Stellungnahme: „Zur Umsetzung der 2030-Agenda ist nach Überzeugung der Länder ein abgestimmtes, gemeinsames Handeln notwendig, sowohl zwischen Bund und Ländern als auch bei der Zusammenarbeit mit Kommunen, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Kirchen.“ Diese Zusammenarbeit wollen und können wir intensivieren. Die Bundesregierung ist dazu natürlich bereit – nicht zuletzt mit Hilfe des Nachhaltigkeitsrats. Er richtet sogenannte „Regionale Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien“ ein, um vor Ort praktische Ideen zu bündeln und konkretes Engagement zu koordinieren.
Meine Damen und Herren, wir müssen die Chancen zur Stärkung des Nachhaltigkeitsgedankens wie auch die Bereitschaft, selbst etwas zu tun – die ich als sehr wertvoll einschätze –, nicht nur erkennen, sondern auch wirklich nutzen.“