Schucht (50 Hertz): Mythen der Energiewirtschaft

Wie haben Sie diese Gespräche vorbereitet?

Wir haben uns mit Nicht-Regierungsorganisationen und Bürgerinitiativen zusammengesetzt, um zu hören, was sie wollen. Wir haben mit nahezu allen Landesregierungen der Flächenländer in unserem Netzgebiet Vereinbarungen geschlossen, in denen wir uns verpflichten, transparent zu sein und uns dem Dialog zu stellen. Im Gegenzug verpflichten sich die Landesregierungen, uns bei diesen Dialogen nicht im Regen stehen zu lassen. Denn die Politik ist da ebenfalls gefordert. Das wird man nicht auf die private Wirtschaft allein abwälzen können. Wir haben im Schnitt jedes Jahr 100 Kilometer neue Leitungen an Land gebaut. Vergangenes Jahr haben wir 900 Millionen Euro in den Leitungsbau investiert. Das ist eine hohe Zahl. Rund 1000 Kilometer sollten wir in den kommenden zehn Jahren schaffen. Wenn wir weitermachen wie bisher, können wir das auch erreichen. Das wird nicht bei jedem Projekt problemlos funktionieren. Aber der Netzausbau ist bei uns Realität.

Hilft es, dass nun entschieden worden ist, Erdkabel bei den drei Nord-Süd-Gleichstromverbindungen zu bauen?

Ja, der Vorrang für Erdkabel wird uns in der Akzeptanz vermutlich helfen. Es ist aber eine teuer erkaufte Lösung. Im Osten Deutschlands ist die Siedlungsdichte teilweise gering. Da diskutieren wir sehr intensiv in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, ob wir nicht doch bei der geplanten Gleichstromverbindung von Sachsen-Anhalt nach Bayern, dem ‚Sued-Ost-Link‘, abschnittsweise und punktuell Hybridleitungen bauen. Da würden wir Gleichstrom- und Wechselstromleitungen auf einen Mast bringen. Dann könnte die bereits existierende Trasse einfach weiter genutzt werden. Damit könnten für die Netzkunden auch erhebliche Kosten gespart werden. Wir werden das probieren. Allerdings geht das nur dann, wenn es artenschutzrechtlich bzw. mit Blick auf Schutzgebiete sinnvoll ist oder eine kommunale Gebietskörperschaft  das fordert.

Wie hoch müssen solche Masten werden?

Etwa 70 Meter. Bisher sind sie etwa 55 Meter hoch. Aber der Vorteil ist, dass es keinen weiteren Eingriff in Natur und Landschaftsbild gibt. Auch die Erdverkabelung ist ja ein Eingriff in die Natur. Auf Feldern sieht man nichts. Die Bauern können zwar keine Bäume mehr drauf pflanzen, bebaut werden darf das auch nicht, weil man an die Leitung wieder herankommen muss. Dafür, dass das kein Bauland mehr wird, gibt es aber auch eine kleine Entschädigung. Aber beim normalen Ackerbau gibt es da kaum Einschränkungen. Wir verkabeln schon sehr viel. In Berlin sowieso, aber auch die Anschlussleitungen der Offshore-Windparks an Land sind verkabelt.

->Quelle: tagesspiegel.de/energiewende-80-prozent-erneuerbare-sind-kein-problem