Zur Lage des wissenschaftlichen Nachwuchses
Wie der bundestagseigene Pressedienst „heute im bundestag“ berichtet, ist aus Sicht der Bundesregierung der Mangel an planbaren und transparenten Karrierewegen in der Wissenschaft das aktuell größte Problem des wissenschaftlichen Nachwuchses. Das schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort (17/8759) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (Fraktion Die Linke (18/8536).
Ende Mai 2016 hatte die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) von Bund und Ländern unter anderem den Pakt für den Wissenschaftlichen Nachwuchs vereinbart, der die Förderung von bis zu 1.000 Tenure-Track-Professuren (siehe solarify.eu/tenure-track) an Universitäten in Deutschland vorsieht. Hierfür stellt der Bund eine Milliarde Euro im Zeitraum von 2017 bis 2032 bereit. Der Übergang auf eine dauerhafte Professur erfolgt automatisch, wenn die bei der Berufung auf die Tenure-Track-Professur vereinbarten Leistungen erbracht worden sind und dies in der Tenure-Evaluation festgestellt wird.
Das Programm soll dazu beitragen, die Attraktivität des deutschen Wissenschaftssystems im internationalen Wettbewerb zu steigern und die Universitäten stärker dabei zu unterstützen, die besten Nachwuchswissenschaftler aus dem In- und Ausland zu gewinnen und möglichst dauerhaft zu halten. Bund und Länder greifen mit dem Programm die Empfehlungen des Wissenschaftsrates zu Karrierezielen und -wegen an Universitäten vom 11. Juli 2014 auf.
Die Bundesregierung ist der Auffassung, dass die tendenziell flächendeckende Etablierung der Tenure-Track-Professur dazu beitragen wird, dass bei Nachwuchswissenschaftlern zukünftig die Entscheidung über den dauerhaften Verbleib im Wissenschaftssystem früher fallen werde als bisher. Die Implementierung der Tenure-Track-Professur werde die gesamte Personalstruktur der Universität verändern – nicht nur auf Professoren-Ebene, sondern auch auf Ebene des gesamten wissenschaftlichen Personals.
Die Bundesregierung mahnt, dass mit der gewachsenen Zahl an Nachwuchswissenschaftlern bei den Professuren kein vergleichbarer Aufwuchs einhergegangen sei. Die Berufung auf eine Professur erfolge zudem häufig zu spät in der Berufsbiografie, so dass viele talentierte Wissenschaftler lange mit einer unsicheren Perspektive leben müssten. Das könne dazu führen, dass sie gute Berufschancen außerhalb der Wissenschaft verpassten oder der Wissenschaft in Deutschland den Rücken kehrten, um andernorts früher selbständig zu forschen und zu lehren.
Der Wissenschaftsrat habe in seinen Empfehlungen zu Karrierezielen und -wegen an Universitäten eine sukzessive und substanzielle Erhöhung des Anteils der Professuren am wissenschaftlichen Personalbestand um 7.500 Professuren bis 2025 empfohlen. Da für die Personalstruktur der Universitäten die Länder zuständig seien, richte sich diese Empfehlung primär an diese. Die Bundesregierung zeigt sich überzeugt, dass sie mit der Förderung von 1.000 Tenure-Track-Professuren hierzu einen wichtigen Beitrag leistet. (hib/ROL)
->Quelle: bundestag.de/hib/201606/428404